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Brandenburg: Grüner wird’s nicht

Zedern und Zypressen, Lotus und Lavendel: Der Gartenarchitekt Michael Beuthe hat in Schwante eine prachtvolle Parkanlage geschaffen

Schwante - Blühende Landschaften hat Helmut Kohl einst den Ostdeutschen versprochen. In Schwante, eine halbe Autostunde von Berlin entfernt, kann man jetzt sogar eine Art Garten Eden besuchen. Bisher war der Ortsteil des Städtchens Oberkrämer vor allem bekannt, weil in seinem Pfarrhaus am 7. Oktober 1989 die SDP gegründet wurde – die SPD der DDR. Dass jetzt immer mehr Menschen nach Schwante kommen, verdankt der Ort aber einem Berliner Gartengestalter.

Wo sich zu DDR-Zeiten Porree- und Erdbeerfelder ausbreiteten, hat Michael Beuthe seit der Wende auf 90 000 Quadratmetern eine Art privates Himmelreich geschaffen. „Wie hier alles blüht!“, schwärmt der 66-Jährige von Schwertlilien, Rittersporn, Eisenhut, Schafgarbe, Hyazinthen, Blauregen und unzähligen anderen Pflanzen, die sich bei ihm ausbreiten. Einzig um den Riesenbonsai herum wächst nur grüner Rasen – nichts soll von dem kunstvoll beschnittenen Baum ablenken, dessen Äste wie eine Skulptur in den Himmel ragen.

Beuthe ist gelernter Baumschulist. Er wurde in Dresden geboren, wuchs aber ab 1942 in Berlin-Reinickendorf auf. Bevor er in den 70er Jahren nach Ausbildung und Studium in Berlin „spießig und selbstständig“ wurde, pflückte er in Kanada im Akkord Obst, arbeitete in einem Goldbergwerk und holte sich später in Los Angeles, Mexico-Stadt und am Panamakanal Anregungen für seinen Beruf als Gartenarchitekt. In Schwante kann er sich nun nochmal richtig austoben, unterstützt von seiner Frau Bärbel und immer begleitet von Wilma, seinem tiefschwarzen Riesenschnauzer. Dabei wollte Beuthe, der bis 2006 in Berlin mit seiner Firma Großprojekte betreute, sein Grundstück ursprünglich nur zur Gehölzezucht nutzen.

Als es damit dann nicht so lief, wie er sich das vorgestellt hatte, begann Beuthe, mit den noch vorhandenen Bäumchen seine Träume von einem Wunschgarten zu verwirklichen. Und weil er fürchtet, dass seine Kinder den Garten nach seinem Tod verkaufen könnten, will Beuthe seinen Schaugarten jetzt in eine Stiftung umwandeln, die sein Werk weiterführt.

Dazu gehören auch die 3000 Quadratmeter, auf denen sich Lotusteiche erstrecken. Die fast menschlich anmutenden „Gespensterzypressen“, die Zedern, die kunstvoll einen schattigen Tunnel bilden, die zu Kugeln und Hecken geschnittenen Eiben im „Knotengarten“, durch den man ins „Tal der Monumente“ gelangt. Und lässt einem dort eben noch der Anblick der Säulen in der flimmernden Landschaft das Herz lachen, begeistert gleich darauf ein akkurat verschnittener Heckengarten um ein sogenanntes Wasserparterre. Diese Anlage hat Beuthe aus Settignano bei Florenz übernommen. Es ist die Kopie eines Renaissancegartens – Maßstab 1 zu 100 –, den eine Prinzessin Ghika dort um 1906 errichten ließ.

Die Idee zu den kastenförmig geschnittenen Linden seitlich der italienischen Anlage hat Gartenmeister Beuthe aus St. Petersburg mitgebracht. Unter ihrem schattigen Dach kann man hier Sommerfeste feiern. Und was dann auf den Grill kommt, quiekt jetzt noch lustig im eigenen Gehege: Auf 1200 Quadratmetern suhlt sich die garteneigene Schweinerei im Schlamm, 40 Exemplare vom Frischling bis zum Eber. „Die schmecken fantastisch“, schwärmt Beuthe von seiner Kreuzung zwischen Thai-Hängebauch- und Wollschwein. Zu fressen bekommen sie Eicheln. Beuthe denkt sogar daran, Trüffelschweine zu züchten. „Das wäre einmalig in Brandenburg – und Toscana-Klima haben wir schließlich auch schon.“

Schaugarten Beuthe, Gartenweg 56, Ortsteil Schwante, 16727 Oberkrämer: sonnabends und sonntags von 12 bis 18 Uhr. Telefon: 0177-274 29 34.

Heidemarie Mazuhn

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