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Imker: Angst um die Bienen

Brandenburgs Imker fürchten ein Massensterben wie gegenwärtig im Rheintal. Dort starben innerhalb von zwei bis drei Wochen rund 7000 Bienenvölker.

Von Sandra Dassler

Wieder einmal beunruhigt ein rätselhaftes Bienensterben die Brandenburger Imker. Nachdem sie im vergangenen Winter durch die Varroa-Milbe fast ein Viertel ihrer Völker verloren haben, verfolgen sie nun Meldungen aus Baden- Württemberg, wo seit zwei, drei Wochen mehr als 7000 Völker möglicherweise durch ein auch in Brandenburg verwendetes Pflanzengift dahingerafft wurden.

Imker im Rheintal zwischen Lörrach und Rastatt berichten von Unmengen von toten Bienen vor den Fluglöchern. Ihrer Ansicht nach ist für das Massensterben das Nervengift Chlothianidin verantwortlich, mit dem das Maissaatgut imprägniert ist. Es soll den Samen vor dem sogenannten Maiswurzelbohrer schützen, einem gefürchteten Schädling. Die Imker vermuten, dass kleine Partikel des Giftes bei der gegenwärtigen Aussaat von den Samen abgerieben werden und mit dem Wind auf nahe Blüten gelangen, wo sich die Bienen tummeln.

Vertreter der Berufsimker sprechen von einem „imkerlichen Tschernobyl“, das von den Behörden vertuscht werde, obwohl das Massensterben nach dem Einsatz des umstrittenen Saatguts auch schon in Italien beobachtet worden sei. In Baden-Württemberg wurde bereits ein Krisenstab zur Untersuchung des Phänomens gebildet.

In Brandenburg sieht man dafür aber keine Veranlassung: „Zwar wird auch bei uns mit Chlothianidin gebeiztes Saatgut verwendet, aber nicht in dem Umfang und vor allem nicht in der hohen Konzentration wie am Rhein“, sagt Gerhard Schröder vom Pflanzenschutzdienst des Landesamtes für Landwirtschaft.

Aus einem simplen Grund: Der Maiswurzelbohrer ist bislang nur bis Bayern, Baden-Württemberg und Südpolen vorgedrungen – dort wird das Chlothianidin deshalb hoch konzentriert verwendet. „Brandenburger Bauern nutzen nur das niedrig dosiertere Saatgut und das auch nur auf rund drei Prozent der Maisanbau-Fläche“, sagt Gerhard Schröder.

Außerdem sei der Zusammenhang zwischen dem Nervengift und dem Bienensterben noch nicht hundertprozentig nachgewiesen. Das bestätigt auch eine Sprecherin des Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen in Braunschweig. „An unserer Bienenuntersuchungsstelle sind zwar viele Proben mit toten Insekten eingegangen. Aber es ist nicht sicher, ob die an ihnen nachgewiesene Dosis des Giftes allein für den Tod der Bienen verantwortlich ist.“

Doch auch ohne die neuerliche Bedrohung sei die Situation der Imker in Brandenburg dramatisch, sagt Thomas Bein von der Brandenburger Bienen-Akademie in der Prignitz. „Manche der von uns betreuten Imker haben im letzten Winter alle Völker durch die Varroa-Milbe verloren. Normal wären Verluste von zehn Prozent der Völker.“ Das Bienensterben hat, so Thomas Bein, inzwischen auch dazu geführt, dass die Honigpreise auch in den Supermärkten steigen.

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