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Brandenburg: Keine Angst vor der Konkurrenz auf der grünen Wiese

Das Outlet-Center an der B5 lockt weniger Kunden aus den Innenstädten als befürchtet

Von Stefan Jacobs

Wustermark. Die Sonne scheint durchs Glasdach auf die „30 bis 70 Prozent reduziert“-Schilder. Aus den Wandverkleidungen perlt dezente Musik, der Fliesenboden glänzt, die Drehtüren absolvieren lethargisch ihre Runden. Es ist Freitagnachmittag und ziemlich leer hier.

Seit reichlich zwei Jahren läuft das Experiment ns „B5 Designer Outlet Center Berlin“ in Wustermark, ein paar Kilometer westlich von Spandau. Bisher ist das 11 000-Quadratmeter-Objekt das einzige seiner Art im Umkreis von mehreren hundert Kilometern. Unter dem Slogan „Teuer anziehen können Sie hier billiger haben“ wird Markenbekleidung zu Schnäppchenpreisen angeboten: Überproduktionen, Vorjahreskollektionen und – „in homöopathischen Mengen“, wie die Chefs betonen – auch zweite Wahl. Für die Hersteller von Aigner über Benetton und Calvin Klein bis zu Umbro und Nike ist diese Variante allemal lukrativer als Wegwerfen. Und besser, als wenn windige Händler die Ware direkt vom Laster aus verhökern würden. Die Kunden können sich ausstatten wie sonst am Ku’damm – für deutlich weniger Geld. Dass sie nicht in der City waren, sondern irgendwo jenseits von Spandau zwischen Tankstelle und McDonald’s auf die grüne Wiese abgebogen sind, müssen sie ja niemandem erzählen.

Im Jeansladen hängt ein Zettel im Schaufenster: „Aushilfe gesucht“. Aber im Moment schafft es die Verkäuferin auch allein. „Seit Ende der Sommerferien ist es so ruhig. Zu ruhig“, sagt sie. Nun hofft sie auf den Sonnabend. Und auf stabiles Regenwetter, denn da sei meistens mehr los. Die Frau im Sonnenbrillenladen würde das so nicht unterschreiben. Die Saison sei durch, und der Teuro habe sie vermasselt. „Obwohl ich selbst exakt umgerechnet habe“, sagt die Verkäuferin und tröstet sich: „Bekannte haben mir erzählt, dass in den Spandau-Arcaden und im Havelpark genauso wenig los sein soll.“ Dem gefühlten Umsatzeinbruch halten die Centermanager rosige Zahlen entgegen: Christian Riedel von der Eigentümerfirma Hammerson berichtet von 10,5 Prozent mehr Umsatz in den ersten acht Monaten dieses Jahres als im Vorjahreszeitraum. Der Zeitpunkt für gepflegte Schnäppchen sei dank voller Lager und sparsamer Kunden günstig. Auch kämen mehr Touristenbusse als früher, und Kundenbefragungen hätten ergeben, „dass der Standort ideal“ sei, nämlich bequem per Auto erreichbar, aber weit genug von der verstopften City entfernt. Viele hatten unseriösen Wettbewerb befürchtet, als das Center auf der Wiese wuchs. Potsdam und Spandau hatten den neuen Nachbarn per Gerichtsbeschluss fernhalten wollen – vergeblich. Laut Marktforschung der Betreiber zieht das B5-Center den Innenstädten keine Kunden ab. Spandaus Bürgermeister Konrad Birkholz (CDU) sieht das B5-Center inzwischen auch gelassener: „Es konkurriert längst nicht so stark mit unserer Altstadt wie der Havelpark.“

In Wustermark würden sie am liebsten noch anbauen – auch wenn Spandau dann vielleicht wieder klagen würde. Auf den Wiesen rings um den Nike-Laden wäre genug Platz für „Phase 2“, in der die Verkaufsfläche auf 20 000 Quadratmeter wachsen könnte. Dass von den vorhandenen Ladenflächen nur gut 80 Prozent vermietet sind, ficht die Betreiber nicht an. „Strategischen Leerstand“ nennen sie das: Flächen vorhalten, falls eines Tages ein attraktiver Kunde, etwa ein Modehersteller, anruft. Sie nehmen nicht jeden, sagen sie. Schließlich haben sie schon genug Mühe, den Leuten zu erklären, dass das Designer Outlet Center kein Ramschladen ist.

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