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Brandenburg: Kitas werden meist nur gebaut, wo Wohnparks entstehen

FALKENSEE .Während sich andere auf den Frühling freuen, blickt Helga Werder sorgenvoll der wärmeren Jahreszeit entgegen.

FALKENSEE .Während sich andere auf den Frühling freuen, blickt Helga Werder sorgenvoll der wärmeren Jahreszeit entgegen."Im Frühjahr geht es richtig los", sagt die Dezernentin für Schul- und Sozialwesen der Stadt Falkensee (Kreis Havelland).Wenn die Sonne scheint und das viele Grün erkennbar wird, setzt wieder der verstärkte Zuzug junger Berliner Familien in die Umlandgemeinden ein.Doch die Kinder der Neu-Brandenburger in einer Kindertagesstätte unterzubringen, erweist sich im Havelland oft als schwierig.

Für Kita-Plätze zu sorgen ist Aufgabe der Gemeinden.Diese bekommen zwar 84 Prozent der laufenden Kosten pro Platz bezahlt, müssen beim Neubau aber einiges an eigenem Geld zuschießen.Im Havelland gibt es nach Auskunft von Petra Müller vom havelländischen Landratsamt 8587 Kita-, Hort und Krippenplätze.Dafür stehen 32,9 Millionen Mark bereit.Im berlinnahen Raum geht die Planung des Havellandkreises von sechs Neubauten aus.Einige Gemeinden tun sich mit der Finanzierung allerdings schwer, wie das Beispiel Brieselang zeigt.

Die Bevölkerung der Gemeinde ein paar Kilometer westlich von Berlin ist seit dem Mauerfall von 4500 auf 7300 emporgeschnellt.Die vorhandenen Kindertagesstätten sind überfüllt.Mit Hilfe einer Ausnahmegenehmigung des Landesjugendamtes mußte bereits die jedem Kind zustehende Kita-Fläche von 3,5 auf 2,5 Quadratmeter verringert werden.Die so gewonnenen 100 Plätze sind ebenfalls längst belegt.Monatelang war unklar, wie der vom Brieselanger Kita-Ausschuß geforderte Neubau bezahlt werden soll.Im Januar mußte ein Aufnahmestopp für Kinder verhängt wurden.Erst jetzt erklärte sich die örtliche Bodenverwertungsgesellschaft bereit, den Kindergarten bis 2000 für zwei Millionen Mark zu bauen.Der Kitaausschuß-Vorsitzende Dirk Lange-Baudisch, wirft der Verwaltung vor, nicht vorausschauend geplant zu haben.Er erinnert an den gesetzlich garantierten Anspruch auf einen Kita-Platz.

Hauptamtsleiter Norbert Otto verweist auf die fehlenden Geldmittel.So wird es zunächst einmal eng.Rund 40 Kita-Plätze würden zu Beginn des nächsten Schuljahres frei, weit weniger, als benötigt.Und wenn 2001 die Sonderregelung ausläuft, deckt der Neubau noch nicht einmal das bis dahin entstehende Loch.Auch die Grundschule platzt aus allen Nähten."Wir haben mit sechs Klassenräumen angefangen", erinnert sich Otto.Heute besuchen 740 Schüler die mehrfach erweiterte Grundschule.Auch hier gibt es weit mehr Anmeldungen als Plätze.

Anders als in Brieselang, wo meist Einfamilienhäuser stehen, können andere Gemeinden Investoren von Wohnparks in die Pflicht nehmen.Doch auch der Bau einer Kindertagesstätte in der Falkenseer Neubausiedlung Falkenhöh des Unternehmens Herlitz war nur ein Tropfen auf den heißen Stein.Denn auch hier ist für den Nachwuchs von Zuzüglern schon wieder alles dicht.Die Kita kann keine Plätze für Neu-Falkenseer freihalten, muß bei Bedarf Kinder von Alteingesessenen unterbringen.Bis zu zehn Anmeldungen gehen pro Woche in Falkensee ein.

"Das Angebot hinkt weit hinter der Nachfrage her", sagt auch Hans-Günter Heppe, Bürgermeister im benachbarten Dallgow-Döberitz.Rund 30 Kinder stehen bereits auf der Warteliste.Doch seine Gemeinde hat den Vorteil, Standort mehrerer großer Siedlungsprojekte zu sein.In einer Siedlung wird Ende des Monats der Grundstein für eine Kita mit 96 Plätzen gelegt, in einer anderen ist eine Einrichtung mit 120 Plätzen geplant.Andere Umlandgemeinden bekommen das Problem offensichtlich gut in den Griff.In Birkenwerder (Oberhavel) hat man nach der Wende die bestehenden Kindereinrichtungen erhalten und verfügt so heute über genug Plätze.Die Kitas in Groß-Glienicke (Potsdam-Mittelmark) können den Bevölkerungszuwachs ebenfalls verkraften, heißt es im zuständigen Amt.Und auch in Teltow (Teltow-Fläming) braucht kein Zuzügler auf die Betreuung des Nachwuchses zu warten.

RAINER W.DURING

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