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Brandenburg: Kosovo-Familie wird doch abgeschoben

Die Nachricht sorgte gestern Abend für Betroffenheit und Empörung in der Neißestadt Guben. Trotz aller Bürgerproteste, Unterschriftensammlungen und Appelle an Politiker soll die kosovarische Familie Bunjaku nun doch abgeschoben werden.

Von Sandra Dassler

Die Nachricht sorgte gestern Abend für Betroffenheit und Empörung in der Neißestadt Guben. Trotz aller Bürgerproteste, Unterschriftensammlungen und Appelle an Politiker soll die kosovarische Familie Bunjaku nun doch abgeschoben werden. Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) erteilte Spree-Neiße-Landrat Dieter Friese (SPD) die schriftliche Weisung, die von Friese ausgesprochene Duldung für die sechsköpfige Familie "mit sofortiger Wirkung zurückzunehmen und entsprechende Maßnahmen zur Rückführung in das Kosovo einzuleiten". Friese hatte sich Anfang September geweigert, die seit neun Jahren in Deutschland lebende Familie abzuschieben und sich auf einen "übergesetzlichen Notstand" berufen. Der Landrat war daraufhin mehrfach ins Innenministerium zitiert worden.

Die Familie des Englischlehrers Shefik Bunjaku gilt in Guben als Musterbeispiel für Integration. Der Familienvater hat inzwischen Arbeit und trainiert nebenbei den Gubener Fußballnachwuchs. Seine Kinder Bejtullah (13), Kaltrina (15) und Besford (12) sind bei Lehrern und Klassenkameraden äußerst beliebt. Die Mutter Shukrije hat sich gemeinsam mit deutschen Freunden um Kriegsflüchtlinge gekümmert, die vor drei Jahren zeitweilig Asyl in Deutschland fanden. Erst kürzlich hatte Gubens Bürgermeister Gottfried Hain mehr als tausend Unterschriften an Bundestagspräsident Wolfgang Thierse übergeben: von Bürgern seiner Heimatstadt, die sich für den Verbleib der Bunjakus aussprachen.

Innenminister Schönbohm beruft sich in seiner Weisung an Dieter Friese unter anderem auf die Entscheidung des Verwaltungsgerichts, wonach "Herr Bunjaku im Falle einer Rückkehr in das Kosovo vor politischer Verfolgung hinreichend sicher ist ...". Der Landrat nahm die Weisung "mit äußerstem Bedauern zur Kenntnis", sieht aber keine rechtliche Handhabe mehr, sich ihr zu entziehen. Friese sagte: "Wenn ich an die ungewisse Zukunft der Familie, insbesondere an die der Kinder denke, kann ich die Entscheidung des Innenministeriums keineswegs gutheißen."

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