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Brandenburg: Matthias Platzeck: Die Strategie des Kronprinzen

Matthias Platzeck legt den Vorsitz des beim Kanzleramt angesiedelten Rates für Nachhaltige Entwicklung nieder, den er erst im Frühjahr übernommen hatte. Klar, dass sogleich die Spekulationen ins Kraut schießen: Was steckt dahinter?

Matthias Platzeck legt den Vorsitz des beim Kanzleramt angesiedelten Rates für Nachhaltige Entwicklung nieder, den er erst im Frühjahr übernommen hatte. Klar, dass sogleich die Spekulationen ins Kraut schießen: Was steckt dahinter? Hat er sich mit dem Kanzler entzweit, der seinen ostdeutschen "Hoffnungsträger" an der Spitze seiner "Denkfabrik" haben wollte? Oder gibt es in Potsdam Probleme? Bereitet sich Platzeck gar auf seinen Abschied als Oberbürgermeister und die Nachfolge von Ministerpräsident Manfred Stolpe vor?

Sein Rücktritt sei mit dem Kanzler abgesprochen, sagt Platzeck, der "allein zeitliche Gründe" für den überraschenden Rücktritt anführt. Dass der Kanzler davon nicht begeistert sein dürfte, darf man wohl vermuten. In einem Brief an die Mitglieder der "Denkfabrik" - Manager, Wissenschaftler, Politiker - begründet Platzeck seinen Schritt damit, dass seine "zeitlichen Kapazitäten" durch "die Zunahme landespolitischer Aufgaben" und seiner Tätigkeit als Oberbürgermeister "immer mehr eingeschränkt" würden. Es könnte dem gemeinsamen Anliegen schaden, wenn der Vorsitzende des Rates "nicht mit aller Kraft" zur Verfügung stehe.

Aber es dürfte wohl auch Platzeck schaden, wenn er seine Arbeit als Oberbürgermeister durch ausgedehnte Reisen zu nationalen und internationalen Kongressen vernachlässigen würde. Die Potsdamer CDU hieb sogleich in diese Kerbe: Platzeck sei überfordert, die zahlreichen Probleme in Potsdam wie beispielsweise die drohende Zahlungsunfähigkeit oder auch die ungeklärte Nachnutzung des BUGA-Geländes könnten nur mit einem Oberbürgermeister gelöst werden, der "ohne Zweifel zur Verfügung" stehe, so die Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche. Die PDS hatte schon früher Zweifel geäußert, dass seine Arbeit als OB durch den "Tanz auf zu vielen Parteihochzeiten" leiden könnte.

Platzeck will diesem Vorwurf offenbar keine neue Nahrung geben und auch den Eindruck vermeiden, dass er sich schon aus Potsdam "verabschiedet" habe. Andererseits wird er die Bundespolitik nicht aufgeben: Der SPD-Landeschef will im Herbst wieder für den Bundesvorstand kandidieren und bleibt auch Mitglied im Wahlkampfstab des Kanzlers und in der Programmkommission. Dahinter stecke, sagen SPD-Politiker, eine Strategie: Weiterhin den Fuß in der Bundespartei in der Tür halten, sich aber voll auf Potsdam und Brandenburg konzentrieren. Um 2004 für das Amt des Ministerpräsidenten zu kandidieren?

Michael Mara

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