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Brandenburg: Neue Hiobsbotschaft für märkische Bauern

Von Claus-Dieter Steyer Frankfurt (Oder). Die Entwarnung im Nitrofen-Skandal dauert nur kurz.

Von Claus-Dieter Steyer

Frankfurt (Oder). Die Entwarnung im Nitrofen-Skandal dauert nur kurz. Gestern erreichte das Potsdamer Agrarministerium eine Liste mit 38 Betriebsn in sieben Landkreisen. Sie hatten von dem Futtermittelbetrieb im mecklenburgischen Malchin möglicherweise mit dem Unkrautvernichtungsvermittel verseuchten Öko-Weizen erhalten. „Wir haben diese Unternehmen vorsorglich gesperrt“,sagte Ministeriumssprecher Jens-Uwe Schade. „Außer Milch dürfen keine Produkte die Betriebe verlassen."

Die neuerliche Hiobsbotschaft führte im Landesamt für Verbraucherschutz und Landwirtschaft in Frankfurt (Oder) zu hektischer Betriebsamkeit. Hier werden die in den betroffenen Agrarunternehmen gezogenen Futterproben auf Nitrofen getestet. Rund zwei Dutzend Fachleute arbeiten in dem Gebäude seit gestern in zwei Schichten. Angesichts des unerwarteten Arbeitsanfalls wird wahrscheinlich ein Drei-Schicht-System eingeführt. Die Bauern warten dringend auf das Untersuchungsergebnis, um jegliche Verdächtigungen möglichst schnell auszuräumen und den normalen Betrieb fortsetzen zu können. „Zwei Tage brauchen die Chemiker aber in jedem Fall“, stellte der Ministeriumssprecher klar. Auf das mit modernsten Geräten ausgestattete Labor sei in jedem Fall Verlass. Das habe sich nicht zuletzt in der BSE-Krise oder beim Auftreten der Maul- und Klauenseuche gezeigt. Manipulationen mit den namentlich gekennzeichneten Proben seien im Landesamt ausgeschlossen.

Unter den 38 Brandenburger Betrieben auf der Lieferliste aus Malchin befinden sich offenbar keine Unternehmen der Öko-Branche. Details hielten die Behörden zurück.

„Wir Bauern sind alle gleichermaßen von dem Skandal betroffen“, sagte Stefan Palme, Chef der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg. „Die Auswirkungen jeder neuerlichen Schreckensmeldungen sind noch gar nicht abzusehen.“ Allerdings glaube er, dass die Öko-Betriebe nicht so stark wie die konventionellen Produzenten die Auswirkungen des neuerlichen Skandals spüren. „Wir haben unseren festen Kundenkreis, dem wir gerade in Berlin und Brandenburg einen geschlossenen Kreislauf der Futterproduktion und der -verarbeitung garantieren können.“ Im Supermarkt könne die Unsicherheit der Kunden schon größer sein. Erste Auswirkungen waren in einigen Geschäften gestern schon zu spüren.

Ähnlich argumentierte gestern Helmut Riestock, Chef der Rhinmilch-Agrargenossenschaft in Fehrbellin im Kreis Ostprignitz-Ruppin. „Unsere 4500 Rinder erhalten nur Futter, das bei uns gewachsen ist.“ So ein anonymer Futterhändler wie in Malchin sei immer ein Unsicherheitsfaktor.

Vielerorts ist der Ruf nach strafrechtlichen Konsequenzen zu hören. „Hoffentlich bleibt der Image-Schaden nicht allein bei uns hängen“, sagte ein von der Betriebssperre betroffener Landwirt im Kreis Oberhavel. Auch Öko-Verbandschef Palme verlangte eine Bestrafung der Schuldigen der Verseuchung. „Der entscheidende Futtermittelbetrieb ist wohl gut versichert“, sagte er. „Am Ende tragen dann wahrscheinlich die Landwirte wie bei vielen Krisen zuvor allein die Schuld, obwohl sie gar nichts dafür können.“

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