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Brandenburg: Ohne Preis kein Fleiß

Claus-Dieter Steyer

Das dicke Ende des Streits um Eintrittsgeld in die königlichen Parks in Potsdam und Charlottenburg kommt noch. Zahlen die Besucher nicht freiwillig einen ausreichenden Obolus, muss dieser zwangsweise erhoben werden. Die Bilanz des ersten Jahres fällt nüchtern aus. Nur rund ein Drittel der von der zuständigen Schlösserstiftung erhofften 300 000 Euro fand sich in den Taschen der Besucherbetreuer und in den Automaten an den Eingängen wieder. Lediglich ein Bruchteil der schätzungsweise 1,5 Millionen Parkbesucher zahlte also den zwei Euro teuren freiwilligen Eintritt. Der kam vor allem von auswärtigen Gästen. Nun wird es in absehbarer Zeit wohl richtige Kassenhäuschen, Sperren und Kartenkontrollen auf den Wegen geben.

Vor allem aus Charlottenburg dürfte dem Chef der Stiftung eisiger Wind entgegen wehen. Hier scheiterten Professor Hartmut Dorgerloh und seine große Marketingmannschaft schließlich schon beim Begriff „Freiwilliger Eintritt“. Bezirksamt und Bürgerinitiative ließen nur die Bitte um eine Spende zu. Sie bestehen auf einen ihrer Meinung nach jederzeit frei zugänglichen Volkspark, für den sie schließlich schon als normaler Steuerzahler zur Kasse gebeten waren. Tatsächlich bewirtschaftet die Stiftung ihre großen Areale in Potsdam, Rheinsberg, Königs Wusterhausen, Berlin und anderswo mit viel Geld vom Bund sowie von den Ländern Berlin und Brandenburg. Die eigenen Einnahmen spielen im Haushalt nur eine ungeordnete Rolle.

Dabei steigen die Ausgaben gerade für die Gärten immer weiter an. Genau wie die Schlösser und die anderen festen Häuser muss auch die Blumenpracht ständig gepflegt und erneuert werden. Nur leider finden die Rabatten, Sichtachsen und prächtigen Ensembles sehr zum Ärger der Gärtner nur halb so viel Anerkennung wie Gemälde, Plastiken oder Wandtapeten. Oft verwechseln Gäste die königlichen Gärten mit normalen Parks um die Ecke. Sie grillen, picknicken oder spielen Ball. Die Radfahrer im Park Sanssouci sind beispielsweise ein Sinnbild der Ignoranz. Sie stören einfach die von anderen Besuchern gesuchte Freude an der Harmonie dieser Natur. Nur deswegen kommen in jedem Jahr Zehntausende Besucher aus ganz Deutschland und aus dem Ausland in die Parks.

Ohne den obligatorischen Eintrittspreis werden diese touristischen Attraktionen nicht zu halten sein. Bei den betroffenen Anwohnern der Parks sollten deswegen nicht gleich die Alarmglocken schrillen. Einen Euro pro Monat müssten ihnen die Aushängeschilder schon wert sein. Denn mehr kostet die Jahreskarte nicht. Als Alternative bliebe sonst nur eine Abkehr vom beeindruckenden Erbe der königlichen Hofgärtner.

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