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Brandenburg: Phantomschmerz bei Wowereit

KOMMENTAR von Thorsten Metzner

Klaus Wowereit leidet am Phantomschmerz der beerdigten Länderfusion. Warum auch immer, die Brandenburger wollen sie nicht. Niemand kann diesen bodenständigen, auf Sicherheiten bedachten Menschenschlag umstimmen. Nicht die Politik, nicht der populäre „Landesvater“ Matthias Platzeck. Die Einsicht ist bitter, aber so einfach ist die Brandenburger Welt. Und nun? Der Umgang mit Phantomschmerzen ist nicht nur in der Medizin schwierig. Das erklärt Überreaktionen wie Wowereits Äußerung, dass er einem gemeinsamen Finanzgericht in Cottbus nicht mehr zustimmen würde – was die dort tätigen Berliner Richter genauso treffen muss wie die Lausitzer „Ureinwohner“.

Das tut dem Verhältnis zwischen beiden Ländern nicht gut, zumal man gar keine getrennten Wege gehen kann. Die Macht des Faktischen ist stärker als jede Regierung. Die Region wächst auch so zusammen, sogar besser als es bisweilen scheint. Man sieht es schon an den rasant wachsenden Pendlerströmen, die nur möglich sind, weil man gut pendeln kann, weil man im Vergleich zu Frankfurt am Main, Paris oder London bemerkenswert schnell aus der Mark in die Metropole kommt und umgekehrt – mit dem Auto und mit dem Zug. Keine Länderehe in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren? Was soll’s! Wenn man Rücksicht nimmt, die Pflichten und Gaben einigermaßen gerecht verteilt: Das hippe Berlin und das brave Brandenburg können auch in einer „WG“ ganz glücklich zusammen leben. Ist doch gut so.

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