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Brandenburg: Plan B für die Lausitz

Klimaexperten und Grüne fordern den schnellen Ausstieg aus der Braunkohlenutzung

Potsdam/Frankfurt(Oder) - Zahlreiche Wissenschaftler fordern vom Land Brandenburg einen drastischen Kurswechsel in der Umwelt- und Energiepolitik. Angesichts der dramatischen Folgen des Klimawandels komme die Landesregierung nicht mehr umhin, kurzfristig eine Abkehr vom Braunkohleabbau und der Braunkohleverstromung in der Lausitz zu entwickeln, sagten namhafte Experten des Umwelt- und Klimaberaterstabs der Landesregierung auf Anfrage. Heftige Kritik an der Energie- und Umweltpolitik der Landesregierung übt intern auch das Landesumweltamt Brandenburg, das vor den Folgen des Braunkohleabbaus in der Lausitz warnt.

Öffentlich und namentlich äußern wollte sich keiner der Experten des sogenannten Beirates für Nachhaltigkeit, da die Landesregierung für den morgigen Dienstag zu einem medienwirksamen Termin geladen hat: Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hat den Chef des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Hans-Joachim Schellnhuber, ins Regierungskabinett eingeladen. Schellnhuber hatte am Samstag – wie berichtet – vor den dramatischen Folgen des Klimawandels für Brandenburg gewarnt. Auf einem Kleinen Landesparteitag der märksichen Grünen in Frankfurt (Oder) sagte er, in den kommenden Jahrzehnten werde die Durchschnittstemperatur um fünf bis sechs Grad Celsius ansteigen – für die Region Berlin-Brandenburg könne dies sogar einen Anstieg von bis zu zwölf Grad bedeuten. Die Folgen: Bis zum Jahr 2200 seien in Brandenburg Sandtürme, Monsunregen und Bodenverhältnisse wie in der Sahara zu erwarten. Brandenburgs Grüne drängten die Landesregierung zu mehr Engagement beim Klimaschutz. In einem am Samstag verabschiedeten Antrag wird gefordert, dass Brandenburg bis 2020 mindestens ein Drittel der heutigen Kohlendioxidemissionen einsparen soll. Bis spätestens 2030 sollten 100 Prozent des Stroms aus regenerativen Quellen kommen.

Dem beim Brandenburger Umweltministerium angesiedelten Beirat für Nachhaltigkeit gehören 24 Wissenschaftler an, die zum Teil in einem Beratungsgremium zum Klimaschutz des EU-Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso mitarbeiten und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beraten.

Intern hätten die Regierungsberater bereits erste Forderungen an die Landesregierung formuliert, hieß es. So fordern auch Experten aus dem Umfeld von Schellnhuber vom Land einen „Plan B“ für die Lausitz. Brandenburg müsse jetzt eine Alternative entwickeln, um in spätestens zehn bis 20 Jahren aus dem Braunkohleabbau und der Braunkohleverstromung auszusteigen.

Gegenwärtig wird in Brandenburg zusammen mit dem Energiekonzern Vattenfall ein Verfahren erprobt, mit dem bei der Kohleverstromung entstehende Klimakiller wie Kohlendioxid (CO2) unter der Erde gelagert werden können. Sollte dieses wissenschaftlich und ökologisch höchst umstrittene Projekt nicht mittelfristig gelingen und wirtschaftlich anwendbar sein, müsse Brandenburg unverzüglich mit dem kompletten Wandel seiner Energiepolitik und dem Strukturwandel in der Lausitz beginnen, fordern die Regierungsberater.

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