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Brandenburg: Platzeck: Lehrer sollen sich wiederalsErziehersehen

Einiges, was sich in der DDR bewährt hat, sei vorschnell aufgegeben worden, findet der Ministerpräsident

Neuglobsow Das Ziel der Sommertour des Ministerpräsidenten hatte einige unbeschwerte Stunden auf dem kristallklaren Wasser des Stechlinsees verheißen. Doch natürlich bestimmten die neun toten Babys auch bei der Fahrt durchs Ruppiner Land die Diskussion – und ebenso die umstrittene Äußerung des Brandenburger Innenministers Jörg Schönbohm (CDU) über die vermeintliche Proletarisierung der Gesellschaft in der DDR.

Das, sagte Matthias Platzeck (SPD), sei wohl im Zustand größter emotionaler Erregung und Fassungslosigkeit gesprochen worden. Er selbst aber merke in allen derzeitigen Diskussionen, wie groß die Unterschiede zwischen dem Westen und dem Osten Deutschlands seien, sagte Platzeck. „Alles, wirklich alles hat sich für die Menschen nach der Wende geändert.“ 80 Prozent der Brandenburger hätten sich eine neue Arbeitsstelle oder einen neuen Beruf suchen müssen. Praktisch über Nacht sei die Arbeitslosigkeit als Riesenproblem aufgetaucht. Einsamkeit und Sprachlosigkeit hätten in „beängstigendem Maße“ um sich gegriffen. Das werde durch die starke Abwanderung aus vielen Regionen noch verstärkt. „Einer der größten Fehler“ aber sei bereits 1990 begangen worden, als „ die in der DDR bewährten Strukturen in der Bildung, Erziehung und im Gesundheitswesen nicht auf ihre Eignung in der neuen Gesellschaft überprüft wurden. Alles verschwand sofort“, kritisierte Platzeck. „Dabei hätte man nur den ideologischen Rucksack abzunehmen brauchen.“ Heute, so forderte er, sollten sich die Lehrer in Brandenburg wieder als Erzieher verstehen. Sollten nicht nur Mathematik oder Geschichte lehren, sondern Ansprechpartner für die Schüler sein. Auch das sei „ nach der Wende aus ideologischen Gründen von vielen Eltern nicht mehr gewünscht“ gewesen. „Heute können die Familien die Probleme der Jugend aber nicht mehr allein lösen.“

Insgesamt bräuchten die Brandenburger mehr Selbstbewusstsein und mehr Bereitschaft, sich für die Probleme des Mitbürgers zu interessieren. Auch das sei in der DDR anders gewesen. Aber auch dies wollte Platzeck betonen: Habe sich lange Zeit kaum jemand getraut, bei Übergriffen von Rechtsradikalen einzuschreiten, gehöre das heute zum Bürgersinn. Ste.

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