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Brandenburg: Polizei meldet Blitzer nicht mehr

Umstrittene Marke nutzte Infos für Radiowerbung

Königs Wusterhausen - Der Bürgermeister ist sauer und hält die Wirkung für katastrophal. Die Polizei in Königs Wusterhausen gibt keine Blitzermeldungen mehr an Radiosender heraus. Die Geschäftsführerin des örtlichen Radiosenders will nicht mehr reden, sagt nur: „Nein, ich bin nicht bockig!“ Und der Chef des Klamottenvertriebs mahnt am Telefon: „Halten Sie sich an die Fakten. Schönen Tag noch.“

Die Fakten im Streit um den „Sender KW“ sehen so aus: Das Klamottenlabel „Thor Steinar“ hat im genannten Lokalsender die Blitzer süffisant als „Freund und Helfer“ präsentieren dürfen.

Das fand nicht nur die Polizei merkwürdig; die Marke ist schließlich beliebt bei Nazis. „Für Außenstehende ist das sehr irritierend“, sagt Polizeisprecher Lothar Walter. In Absprache mit dem Polizeipräsidium und dem Innenministerium habe man daher beschlossen, an keine der 60 Zeitungs- und Rundfunkredaktionen in Berlin und Brandenburg mehr Informationen zu schicken.

Der Streit um den Sponsor tobt seit Wochen. Längst hat sich die SPD von ihrer Genossin, der Geschäftsführerin des Senders, Cornelia Gödecke, distanziert. Die versteht die Debatte um ihren Werbepartner gar nicht und lässt via Internet nur mitteilen, dass der Landrat „zu feige ist, direkt gegen die rechten Parteien und die Firma MediaTex vorzugehen“. Chef der genannten Firma, die „Thor Steinar“ vertreibt, ist Uwe Meusel. Nach Zeitungsberichten sollte das Engagement gestern enden. Meusel sagt: „Nein, stimmt nicht.“

Der Bürgermeister von Königs-Wusterhausen dagegen, Stefan Ludwig (Linkspartei.PDS), fürchtet nun um das Image seiner Stadt und wirft den Behörden Untätigkeit vor. Weil das Tragen der alten Symbole in Brandenburg nicht verboten ist, sei das Handeln des Senders legal, es mangele aber an Sensibilität. „Der politische Skandal ist doch, dass man in Brandenburg nicht gegen eine Firma vorgeht, die Rechte ausstattet.“ Dem Vernehmen nach werden die 14 Gesellschafter des Senders nächste Woche beratschlagen, wie man mit dem Sponsor umgeht.

Bürgermeister Ludwig verweist darauf, dass man „Partnerstadt“ von Hertha BSC sei. Wenn dort ins Olympiastadion Fans mit „Thor-Steinar“-Klamotten gehen – auch mit den neuen, nicht verbotenen Logos – , müssen sie die Sachen sofort ausziehen. „Die Kleidung ist bei uns nicht erwünscht“, heißt es beim Klub, der Hausrecht hat. Beim „Sender KW“ sieht man das weniger problematisch. AG/thm

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