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Prozess: Banker betrügt Bauern um 500.000 Euro

547 Mal hob der Banker Geld vom Konto des Bauern aus dem Havelland ab. Dem Opfer fiel der Schwund gar nicht auf.

Dallgow/Berlin - Ein Bauer, der nicht bemerkt, dass sein Konto Jahr für Jahr geplündert wird? Die Geschichte ereignete sich tatsächlich und führte gestern zu einem Prozess vor dem Berliner Landgericht. Ein Banker, der sich eigentlich um das Vermögen des Landwirts kümmern sollte, hatte mehr an sein eigenes Wohl gedacht und sein Opfer aus dem Landkreis Havelland um insgesamt 500 000 Euro geprellt. 547 Mal hob Werner F. an Automaten bis zu 1000 Euro ab. „Der Bauer hat mir und der Bank blind vertraut“, hieß es gestern im Geständnis des 55-Jährigen.

Ein Grundstücksverkauf kurz nach der Wende brachte dem Landwirt Millionen ein. Er erneuerte seine Scheune und kaufte einen modernen Mähdrescher. Doch auf die Kontoauszüge sah er nicht. „Er ließ sich die Bankunterlagen nach Hause bringen. Die Ordner stellte er dann einfach weg und sprach lieber über seinen Bauernhof“, sagte der Angeklagte. Ein ideales Opfer. Im Jahr 2003 behielt F. eine EC-Karte und die dazugehörige PIN. Angeblich hatte er sie zunächst übersehen.

Seine private Finanzlage war damals angespannt – Unterhalt für die Exfrau, Geld für eine neue Liebe und für die Doppelhaushälfte in Lichtenrade. Einige Tage schmorte die EC-Karte im Aktenkoffer des damaligen Mitarbeiters einer Spandauer Filiale der Deutschen Bank. „Dann habe ich relativ schnell und viel Geld abgehoben“, gestand F. Er sagte sich: „Das Vermögen des Mannes wird ja nicht weniger dadurch.“ Schließlich brachten die 1,2 Millionen Euro, die damals auf dem Konto waren, kräftig Zinsen.

Erst durch ein verfeinertes Kontrollsystem der Bank flog der Vermögensberater im Frühjahr 2008 auf. Er gab sofort alles zu und erkannte seine Schuld an. Seitdem hält sich F. mit Minijobs über Wasser. Das erschwindelte Geld ist angeblich weg. „Wir haben gut gelebt, aber ohne Luxus“, sagte er. Alles auf Kosten der Bank, die am Ende den Schaden hat. Das Urteil: Wegen Betruges drei Jahre Gefängnis. K. G.

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