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Brandenburg: Rabatt-Tourismus

ClausDieter Steyer über furiose Ideen bei der Werbung um Gäste ANGEMARKT Not macht auch im Brandenburger Tourismus zum Glück erfinderisch. Denn wie die ITB zeigt, lassen sich Hotels, Kurortverwaltungen oder Gesundheitszentren immer neue Rabatte und Verlockungen einfallen.

ClausDieter Steyer über furiose Ideen bei der Werbung um Gäste

ANGEMARKT

Not macht auch im Brandenburger Tourismus zum Glück erfinderisch. Denn wie die ITB zeigt, lassen sich Hotels, Kurortverwaltungen oder Gesundheitszentren immer neue Rabatte und Verlockungen einfallen. Da können beispielsweise Gäste aus jedem Ort Deutschlands gratis mit einem 1.-Klasse- Fahrschein anreisen, wenn sie mindestens einen einwöchigen Hotelaufenthalt buchen. Auch Garantien gegen Regen versprechen einige Hoteliers. Falls es doch im Kurzurlaub Niederschlag geben sollte, gibt es eine Übernachtung kostenlos oder andere Vergünstigungen. Anderswo wird ein Fahrsicherheitstraining auf einem einstigen Flugplatz in Kombination mit einem Wellness-Verwöhnpaket angeboten. Vielerorts kosten die Fahrrad- oder Bootsausleihe nichts mehr, und die Abholung der Hotelgäste vom nächstgelegenen Bahnhof ist fast schon flächendeckend ohne Aufpreis. Der plötzlich umworbene Gast kann zufrieden sein. Denn die starke finanzielle Förderung des Tourismus zwischen 1990 und 2000 hat überall Hotels und Gasthäuser entstehen lassen, die nun händeringend um Besucher Ausschau halten. Selbst große Anlagen kommen ohne Rabatte nicht mehr aus, sonst geraten sie als erste in die Insolvenzgefahr.

Vielleicht kommt der Aufbruch noch nicht zu spät. Selbst die Touristiker im Spreewald können nicht mehr wie bisher weitermachen. Zwar zählt das Gebiet südöstlich Berlins mit 3,7 Millionen Tagestouristen nach wie vor zu den gefragtesten Zielen. Aber auf Dauer reicht das hauptsächlich aus Kahnfahren und Gurken bestehende Image nicht aus, wie der Rückgang der Übernachtungszahlen um fast drei Prozent zeigt. „Aktiv- und Kultururlaub“, heisst das neue Schlagwort. Mit einem 500 Kilometer langen Radwegenetz, Kanu-Stationen, dem größten Folkloretreffen Deutschlands, nächtlichen Kahntouren mit Unterhaltung an der Strecke sollen mehr und jüngere Ausflügler angelockt und mit ihnen rund 6000 Arbeitsplätze gesichert werden. Dazu gehört auch der Baubeginn für ein Thermalbad im Spreewaldzentrum Burg. Das verspricht auf jeden Fall mehr Nutzen für die Region als der bei Lübbenau geplante riesige Freizeitpark mit künstlichen Attraktionen. Falls er wirklich kommt, werden die Gäste kaum ihr Geld bei den kleinen Pensionen lassen.

Denn solche Parks entsprechen ganz und gar nicht dem gerade bei Großstädtern zu beobachtenden Trend nach dem Motto „Zurück zur Natur“. Brandenburgs Lage ist hier fast ideal, stehen doch ein Drittel der Landesfläche unter Natur- oder Landschaftsschutz. Die besonderen Schätze und Schönheiten sind jedoch nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Deshalb sind die in diesem Jahr geplanten 150 geführten Touren durch die 15 Großschutzgebiete per pedes, Rad, Kanu, Planwagen, Rollstuhl oder Pferd nur zu begrüßen. Um die Resonanz brauchen sich die Veranstalter sicher keine großen Sorgen zu machen – auch ohne Rabatte, Freifahrtscheine und Sonnenscheingarantie werden die Ausflügler strömen.

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