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Brandenburg: Rat zur Vorsicht

Reisewarnung für Ausländer bleibt umstritten

Berlin - Am gestrigen Mittwoch haben der Afrikarat und die Internationale Liga für Menschenrechte Ratschläge für Ausländer veröffentlicht, wie sie sich in bedrohlichen Situationen verhalten können. Auf die Benennung von so genannten No-Go-Areas verzichteten die beiden Organisationen aber, „um niemanden in Sicherheit zu wiegen“, sagte Judy Gummich. Sie ist im fünfköpfigen Vorstand des Afrikarats für Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Gemeinsam mit Yonas Endrias von der Menschenrechtsliga präsentierte sie die Vorschläge in Berlin. Wenige Stunden später veröffentlichte Gummichs Vorstandskollege Moctar Kamara eine scharfe Distanzierung. Es scheint dabei aber weniger um den Inhalt zu gehen, als um die Frage, wer mit den Informationen an die Öffentlichkeit gehen sollte. Gummich sagte dem Tagesspiegel: „Bei den Inhalten gibt es nichts zu distanzieren.“

Tatsächlich sagte Gummich am Mittwoch nur wenig anderes, als Kamara nach dem Angriff auf den Potsdamer Deutsch- Äthiopier Ermyas M. gesagt hatte. Inhaltlich sind die beiden kaum zu unterscheiden. Wie es scheint, ist der junge Dachverband von 25 afrikanischen Vereinen und Initiativen, der noch kein Jahr existiert, von der öffentlichen Wirkung seiner Warnung vor No-go-Areas etwas überrollt worden.

Nicht nur in den Medien wurde über die Warnungen von Kamara und Endrias berichtet. Inzwischen hat sich der Afrikarat auch mit den Landesregierungen in Berlin und Brandenburg getroffen und zudem mit den zuständigen Polizeibehörden gesprochen. Das brandenburgische Innenministerium wies denn auch gleich Berichte zurück, wonach ganz Ostdeutschland als Gefahrenzone eingeschätzt werden müsse. Dieser Eindruck sei falsch, sagte Dorothee Stacke, Sprecherin von Innenminister Jörg Schönbohm (CDU). Die Polizei kenne „die Orte, an denen sich rechtsextremistische Gewalttaten gehäuft haben“ und „behalte diese selbstverständlich auch im Blick“. Sie bestätigte zugleich, dass es am Dienstag auf Einladung des Innenministeriums „ein konstruktives Gespräch“ mit dem Afrikarat gegeben habe, in dem eine „intensivere Zusammenarbeit im Bereich der Prävention vereinbart“ worden sei.

Auf der neuen Internetseite raten die Autoren zu „besonderer Vorsicht beim Aufenthalt in Ostdeutschland und Teilen Ostberlins“. Denn die Wahrscheinlichkeit, „Opfer von rechtsextremistischer Gewalt zu werden“ sei dort um „ein Vielfaches höher als in Westdeutschland“. Sie raten deshalb dazu, sich möglichst nur in Gruppen zu bewegen, an Haltestellen öffentlicher Verkehrsmittel und vor allem Nachts besonders vorsichtig zu sein.

Auch weisen die Autoren darauf hin, dass die „Wahrscheinlichkeit, dass jemand helfend eingreift“ umso kleiner werde, je mehr Menschen an einem Tatort versammelt seien. Denn jeder denke, der andere werde schon etwas unternehmen. Deshalb sollten Menschen, die angegriffen werden, immer ganz direkt jemanden um Hilfe bitten.deh/ddp

Ratschläge zum Verhalten bei rassistischen Übergriffen in fünf Sprachen: www.prevent-racist-attack.org

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