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Brandenburg: Tödliche Explosion in Lübben – eine Soko sucht nach Spuren

Bei dem Unglück in der Munitionsvernichtungsfabrik starben vier Menschen. Wie es dazu kam, ist bisher völlig unklar. Polizei: Andere Lagerstellen nicht gefährdet

Lübben. Das Explosionsunglück in der Munitionsentsorgungsfabrik Spreewerk hat vier Menschen das Leben gekostet. Davon gehen inzwischen auch die Potsdamer Ermittlungsbehörden aus. Allerdings gelte erst der Tod von zwei Personen als 100-prozentig sicher, sagte Polizeisprecher Matthias Kühnel aus Frankfurt (Oder) am Mittwoch. Für die zwei noch vermissten Mitarbeiter des Spreewerks habe man keine Hoffnung mehr.

Ungeklärt ist noch die Ursache der Explosion in dem Bunker, in dem Bomben unschädlich gemacht wurden. Damit befasst sich jetzt eine Sonderkommission. Die beiden Detonationen, die sich am Dienstagnachmittag innerhalb einer knappen Stunde ereigneten, zerstörten das Gebäude vollständig. Trümmer der bis zu vier Meter dicken Stahlbetonwände wurden 400 bis 500 Meter weit geschleudert. Von dem nach Kühnels Worten „verheerenden Ausmaß“ der Explosion ist nahe dem Werkseingang nichts zu erkennen. Der Unglücksort ist für die Öffentlichkeit nicht einsehbar, er liegt mitten im Wald einige Kilometer nördlich der Kreisstadt Lübben (Dahme-Spreewald). Das Werksgelände sei „ziemlich verwinkelt“, sagte eine Polizistin.

Außerhalb des gesperrten Werksgeländes erinnerte am Mittwoch kaum etwas an die Geschehnisse vom Vortag. Alle Spuren waren beseitigt. Lediglich ein rot-weißes Absperrband mit der Aufschrift „Polizeisperre“, das den Betriebsparkplatz in zwei Teile teilt und ein Streifenwagen bezeugten, dass hier einem Unglück nachgeforscht wird. Eine einzelne Polizistin in einem Streifenwagen stoppte jeden Wagen, der die etwa 500 Meter lange, schnurgerade Werkszufahrt entlang fuhr. Betriebsangehörige, Lieferanten und Handwerker durften passieren. Der Betrieb im Spreewerk, so schien es, ging normal weiter. Aber das Gegenteil war der Fall: In der Firma und unter den Mitarbeitern herrsche große Betroffenheit, sagte Kühnel. Versäumnisse der Firma, durch die die Explosion begünstigt worden sein könnte, seien bisher nicht erkennbar:„Ich kann zurzeit nicht beurteilen, was schief gelaufen ist.“

Das Unglück ereignete sich, als Mitarbeiter der Munitionsentsorgungsfirma damit beschäftigt waren, Bomben unschädlich zu machen. Aber welche Art Bomben und wie viele in dem Bunker lagerten, ist nach Kühnels Worten ebenfalls noch nicht bekannt. Auch technische Einzelheiten darüber, wie in dem Betrieb die Altmunition zerlegt wird, konnte Kühnel nicht mitteilen. Aber Sprengstoff explodiere nicht einfach so, sondern es bedürfe einer Initialzündung.

Bei Bomben und Minen erfolgt nach Angaben eines Berliner Bombenentschärfers die Initialzündung normalerweise über einen speziellen Zünder. Der muss vor der Explosion erst in die Bombe oder Mine eingesetzt und scharf gemacht werden. Da das Spreewerk für viele westliche Armeen Altmunition entsorgt, darf davon ausgegangen werden, dass die Bomben bei Anlieferung und Einlagerung in die Bunker keine Zünder trugen, die die Explosion auslösen konnten.

Bei der Detonation habe keine Gefahr bestanden, dass andere Munitionsbunker ebenfalls in die Luft fliegen, sagte Kühnel. Die noch aus DDR-Zeiten stammenden Bunker stünden weit genug auseinander. Allerdings werde die Sicherung der Spuren noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Kühnel sagte am Mittwochnachmittag, die Polizei werde für den Abend wiederum die Hilfe des Technischen Hilfswerks (THW) anfordern. Das THW sollte die Unglücksstelle ausleuchten und die Arbeit der Kriminalpolizei erleichtern, die die ganze Nacht durcharbeiten wollte. Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) hatte am Mittwoch zugesagt, einen Tatorttrupp das Landeskriminalamtes nach Lübben zu schicken. Diese Spezialisten haben inzwischen ihre Arbeit aufgenommen.

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