zum Hauptinhalt
Verstrickt. Frauen werden im Netz häufiger persönlich angegriffen als Männer - manche lassen sich abschrecken. Viele nicht, wie diese Frauen bei der einer Internet-Konferenz in München im Juli 2012.

© p-a

Intel-Event in London: Kabelsalat adé im Büro der Zukunft

Wer ärgert sich nicht über Kabelsalat in Büro und Wohnzimmer? Chipriese Intel zeigt in London: Durch neue Prozessoren und Funktechnik ist das vorbei.

Er muss nur noch kurz die Welt retten – oder sie wenigsten „verwandeln“: Chipgigant Intel verspricht nichts Geringeres als das mit der Einführung seiner neuen Computer-Prozessoren. Schluss mit dem Kabelsalat lautet die Verheißung auf den Punkt gebracht: Drahtlos das Notebook laden, ohne Kabel Bilder auf den Fernseher beamen, den Rechner mit Gesten steuern – und sogar ohne eine Taste zu drücken den PC starten, einfach auf Zuruf durch einen Sprachbefehl. Das alles kommt in diesem Jahr – und soll das Geschäft mit Notebooks ankurbeln, die nach dem Siegeszug der Wisch-und-Weg-Geräte (Smartphones und Tablets) zuletzt an Glanz verloren haben.
Aber Notebooks und Mini-PCs sind immer noch ein gewinnträchtiges Geschäft für Intel. Um daran zu erinnern – und den Makel von Verlusten im Geschäft mit Mobilfunk-Prozessoren vergessen zu lassen –, lud der Chipgigant Journalisten ins Vinopolis-Hotel an der altehrwürdigen London Bridge ein. In dem mit Vorträgen prall gefüllten „Event“ war die größte Überraschung die beeindruckende Intel-Frontfrau: Geneviève Bell. Sie ist Vize-Präsidentin des Forschungslabors, von Hause aus Anthropologin – so wie ihre in der Zunft bekanntere Mutter – und steht in dieser Funktion auch in den Diensten des Chipkonzerns. Die zeitweilig in einem Stamm von Ureinwohnern des „Northern Territory“ aufgewachsene Australierin widmet sich der Schnittstelle von Kultur und Technik. Brotlose Kunst ist das nicht, denn Bell treibt selbst auch die Technik voran: 13 Erfindungen ließ sie sich schon patentieren.

Geneviève Bell ist Vize-Präsidentin des Intel-Forschungslabors. „Die Plattform ist nicht so wichtig, die Botschaft zählt“, sagt sie.
Geneviève Bell ist Vize-Präsidentin des Intel-Forschungslabors. „Die Plattform ist nicht so wichtig, die Botschaft zählt“, sagt sie.

© Ralf Schönball

Welches technische Gerät werden wir mit uns herumtragen in zehn Jahren, Frau Bell? „Die Plattform ist nicht so wichtig, die Botschaft zählt“, sagt sie. Wir wollen uns mit unserer Familie und unseren Freunden austauschen, uns unterhalten lassen und gute Geschichten erzählen. Es gebe nahezu kein Beispiel für Technologien, die schlagartig die vorangegangenen ersetzt hätten. Die Tastatur? Gibt es seit 120 Jahren, als die Schreibmaschine aufkam und ist heute noch sogar auf dem Handy virtuell vorhanden. Die Maus? Ist eigentlich ein Schalter – und wird der Schalter abgeschafft, wenn das Licht in der Wohnung automatisch angeht, wenn der Bewohner eintritt? Und dann nennt Bell doch ein Beispiel: Die Bank und das Sparbuch, mit dem Geld nur zu ganz bestimmten Zeiten abgehoben werden konnte.

Die Wartungskosten sollen von 120 auf 12 Euro sinken

Nun gut, aber warum soll das Jahr 2015 ausgerechnet die Arbeitsplätze revolutionieren? Weil wir immer und überall unseren eigenen Rechner an jedem Schreibtisch vernetzen können mit dem großem Bildschirm, mit Maus und Tastatur, mit Drucker oder Präsentationsprojektor – kabellos, sagte Intel-Manager Tom Garrison. Und dazu gehört außerdem das Versprechen, dass Unternehmen durch den Einsatz der neuen Notebooks mit der „VPro“-Technik die Kosten für die Wartung von 120 Euro auf zwölf Euro senken können. Denn die Chips der neuen Generation erlauben eine Wartung aus der Ferne, wobei der Techniker auch ohne Zutun des Nutzers in die Tiefen des Gerätes eindringen und Fehler beheben kann. Die Kosten technischer Telefon-Hotlines entfallen damit.

Zaubertricks hatte Intel Chefvermarkter Garrison auch auf Lager: Ein Panasonic-Tablett mit der neusten Technik hob er plaudernd in luftige Höhen, ließ es von dort zu Boden fallen und leerte anschließend seine Wasserflasche auf dem Gerät aus – das Video lief auf dem tropfenden Gerät weiter. Auch neue Notebooks zeigte er: Von Toshiba mit einer Akkulaufzeit von 16 Stunden. Und von Lenovo sowie HP „konvertible“ Geräte, deren Bildschirme von der Tastatur getrennt und als Tablets genutzt werden können. Die meisten Neuerungen kommen in Metall daher, sind noch mal dünner und leichter als die bisherigen Geräte.

Intel stellt die fünfte Generation der Core-Prozessoren vor

Möglich macht das alles die so genannte fünfte Generation der „Core-Prozessoren“ und der auf den neusten Stand gebrachten „vPro“-Technik. Diese „funkt“ ähnlich wie ein Wlan-Sender die Bilddaten des Rechners an beliebige Empfänger. Aufwendige Verkabelungen mit störrischen Projektoren oder Bildschirmen werden damit überflüssig, zumal alle Geräte über den vereinbarten Industriestandard „Wireless Display“ (widi) miteinander „sprechen“. Das funktioniert in der Praxis schon heute gut, wie Tests des Tagesspiegels zeigten: Bilder von einem Samsung-Smartphone (S5) fliegen drahtlos zu einem in die Jahre gekommenen Fernseher, der mit einem 100-Euro-Empfänger von Netgear nachgerüstet war. In neueren „Flachmännern“ ist der Empfänger integriert. Die damit kompatible Intel-Technik erweitert also die Welt ohne Draht auf Wintel-Notebooks oder Rechner. Außerdem schließt der Chipgigant bei der Bedienung die Lücken zu Smartphones und Tabletts: Die Steuerung von PCs und Notebooks mit der Stimme oder mit Gesten ist in der neuen Chipgeneration gleich integriert.

Die fünfte Generation der Core-Prozessoren kommt mit fast einem Jahr Verspätung auf den Markt. Intel hat dabei die Maßstäbe auf der CPU (zentrale Rechnereinheit) noch einmal verkleinert, auf 14 Nanometer; zum Vergleich: 10 Millionen Nanometer sind ein Zentimeter. Die erneute Schrumpfung des Rechenkerns bereitete bei deren Produktion in großer Anzahl unerwartet große Probleme. Diese Schwierigkeiten sind nun ausgeräumt, und der Chipgigant will die Verzögerung nun aufholen.
Bereits in einem halben Jahr kommt wiederum eine neue, die sechste Generation der Core-Prozessoren in den Handel. Diese wird zwar nicht kleiner aber noch schneller sein, dabei noch weniger Strom verbrauchen und größtenteils ganz ohne Lüfter auskommen. Kurzum, 2015 ist das Jahr der ultradünnen, lautlosen, mindestens einen Arbeitstag mit einer Akkuladung arbeitenden und ganz ohne Kabel auskommenden Notebooks oder ultraportablen Windows-Rechner mit Intel-Chips.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false