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Immer mehr Anbieter von Mieträder kommen nach Berlin. Die Nachfrage ist groß. Für viele Anbieter ist der Verleih von Fahrrädern allein aber noch nicht gewinnbringend genug.

© dpa

Fast wie in Amsterdam: Knapp 8000 Räder zu mieten

Das Geschäft mit Mieträdern boomt in Berlin. Doch auf dem Markt tummeln sich immer mehr Anbieter. Beim Buhlen um die Kundschaft ist deshalb Kreativität gefragt.

Sechs johlende Männer auf einem Riesendreirad schieben sich durch den dichten Verkehr der Berliner Friedrichstraße. Für die meisten ist es ein Verkehrshindernis, für Stefan Neitzel, Chef der Fahrradstation, eine Geschäftsidee, um sich von der Konkurrenz der anderen Radverleiher abzuheben. „Das Geschäft wird durch die vielen Anbieter stetig schwieriger“, sagt Neitzel. „Früher hatten wir im Jahr sechs oder sieben ausgebuchte Wochenenden, das gibt es inzwischen gar nicht mehr.“

Die Zahl der Fahrradvermietungen in Berlin ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. Mehr als 70 zählt die Senatswirtschaftsverwaltung. Schätzungsweise 6000 bis 8000 Mieträder stehen in der Stadt bereit. „Jeder zweite Späti stellt sich nun auch ein paar Fahrräder vor die Tür“, sagt Martin Wollenberg von Berlin on Bike über die Spätkaufläden.

Die meisten Anbieter können von der Vermietung alleine nicht leben, sie ist lediglich ein Zusatzgeschäft. Berlin on Bike macht den Hauptumsatz mit geführten Fahrradtouren. Der Radverleih schwankt extrem. „Wir vermieten zwischen null und 200 Fahhrädern pro Tag“, sagt Wollenberg. Bei der Fahrradstation legt der Inhaber Stefan Neitzel den Schwerpunkt mittlerweile auf besondere Mietfahrzeuge wie Tandems, Elektrobikes oder eben Conference-Bikes, auf denen sieben Leute gleichzeitig in die Pedale treten können. Das Mietgeschäft mache nur rund 20 Prozent des Umsatzes aus, sagt Neitzel. Dabei war es die Gründungsidee der Fahrradstation.

Konkurrenz bekommen die Anbieter von großen Verleihsystemen wie Call a Bike oder Nextbike, die in mehr als 30 deutschen Städten ihre Räder an festen Stationen anbieten. Seit 2007 vermieten sie auch in der Hauptstadt. BMW und Sixt kooperieren ab 1. Mai mit Nextbike. Die Kunden ihres gemeinsamen Carsharingdienstes Drive Now können dann die Nextbike-Fahrräder teils kostenlos nutzen. Die Bahn testet noch, wie ihr Projekt in Berlin ankommt. Sollte es fortgeführt werden, sollen 320 Standorte mit 5000 Rädern in der Stadt entstehen.

Während diese Systeme vor allem mit mehr Mobilität für die Berliner werben, besteht die Hauptkundschaft der meisten Fahrradvermieter aus Touristen. 95 Prozent seiner Kunden seien Besucher von außerhalb, sagt Erdal Top von Rent a Bike Berlin. Doch auch er lebt nicht allein von der Vermietung, sondern betreibt zusätzlich einen Souvenirshop.

Die Zahl der Verleiher wächst mit der Nachfrage. „Das Rad ist perfekt, um die weitläufige Stadt zu erkunden“, sagt Neitzel von der Fahrradstation. Auf 650 Kilometern Radwegen und 125 Kilometern Radfahrstreifen kann man durch Berlin radeln. Zudem wird die Stadt immer mehr mit Radfahren verbunden. „Ein bisschen wie Amsterdam“, sagt Wollenberg von Berlin on Bike. „Die Berliner sind zunehmend fahrradbegeistert, das sehen die Gäste.“

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