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Prognose: Mehr Autos – aber weniger Verkehr

Wie bewegen sich Berliner und Brandenburger im Jahr 2025 fort? Planer wagen eine Prognose und stellen fest: Die Mobilität nimmt zu, das Verkehrsaufkommen jedoch ab.

Berlin/Potsdam - Die Zahl der Autos nimmt zu, gefahren werden aber weniger Kilometer – und die Stadtautobahn muss unter diesen Bedingungen wie vorgesehen bis zum Treptower Park verlängert werden. Was widersprüchlich klingt, ist für die Verkehrsplaner plausibel. Sie haben jetzt zum ersten Mal eine gemeinsame Verkehrsprognose für Berlin und Brandenburg bis zum Jahr 2025 erstellt.

Ergebnis: In Berlin nimmt die Mobilität der Bewohner, deren Zahl um 70 000 steigen soll, insgesamt zu, das Verkehrsaufkommen aber geht trotzdem um vier Prozent zurück. Dabei verringert sich der Anteil des Autoverkehrs um fünf Prozentpunkte auf 31 Prozent, während der Anteil des öffentlichen Verkehrs unverändert bei 27 Prozent liegen wird, und der Radverkehrs-Anteil von 11 auf 16 Prozent steigen soll. Zu Fuß werden demnach 25 Prozent der Wege zurückgelegt statt wie bisher 26 Prozent. Positiv bewertet Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) dabei, dass der Anteil des öffentlichen Nahverkehrs, den der Senat fördern wolle, unverändert bleibe, obwohl es erheblich weniger Schülerverkehr geben werde.

Voraussetzung für diese Prognosen waren nach Junge-Reyers Angaben der Weiterbau der Stadtautobahn, den der SPD-Landesparteitag inzwischen abgelehnt hat, sowie der Bau der U 5 vom Brandenburger Tor zum Alexanderplatz, der S-Bahn-Verbindung vom Nordring zum Hauptbahnhof (S 21) und der Straßenbahn durch die Invalidenstraße zum Hauptbahnhof und auch der Neubau des Flughafens in Schönefeld. Auch die Steigerungen beim Radverkehrsanteil seien nur möglich, wenn die Routen entsprechend ausgebaut würden, sagte Junge-Reyer. Unter anderem versuchen die Planer, auch für Radler „grüne Wellen“ zu schaffen.

Nach den Prognosen wird der Motorisierungsgrad in Berlin von 314 Autos je 1000 Einwohner zwar auf 325 steigen, der Verkehr auf der Straße aber um durchschnittlich 15 Prozent zurückgehen, weil auch die Fahrten kürzer werden. Verkehrsplaner Wohlfahrt von Alm von der Stadtentwicklungsverwaltung begründet dies mit steigenden Kosten des Autoverkehrs, während Fahrten mit Bahnen und Bussen verhältnismäßig günstiger bleiben sollen. Im Gespräch sind nach zwei Jahren Pause aber jetzt auch wieder Tarifsteigerungen im Nahverkehr im nächsten Jahr.

Die mit dem Rad absolvierten Strecken werden nach den Prognosen dagegen länger, unter anderem, weil durch eine verbesserte Technik das Strampeln weniger anstrengend werde, sagte von Alm.

Eine ähnliche Entwicklung wie in Berlin sagen die Planer auch für das Umfeld der Stadt voraus. Den einstigen „Speckgürtel“ bezeichnen sie inzwischen als „Gestaltungsraum Siedlung“. Dort bleibt das Verkehrsaufkommen etwa so hoch wie jetzt, wobei der öffentliche Nahverkehr seine Position festigen soll. Weil dagegen in den Randgebieten die Zahl der Bewohner aber erheblich zurückgehen wird, nimmt der Personenverkehr in Brandenburg insgesamt um etwa zehn Prozent ab. Wichtigstes Verkehrsmittel bleibt deshalb insgesamt das Auto.

Im Wirtschaftsverkehr mit Lastwagen erwarten die Planer eine Zunahme im Fernverkehr besonders wegen der Transitverbindungen nach Polen und Osteuropa, während der Binnenwirtschaftsverkehr abnehmen soll. Brandenburgs Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD) sieht deshalb keinen Bedarf für neue Autobahnstrecken in Brandenburg. Den Weiterbau der A 100 in Berlin würde er dagegen auch in einem gemeinsamen Bundesland unterstützen.

Neue Strecken seien grundsätzlich aber in und um Berlin möglich. Geprüft werde derzeit die Verlängerung der S-Bahn von Hennigsdorf nach Velten, eine Rückkehr der Heidekrautbahn auf ihre ursprüngliche Verbindung von Groß Schönebeck und Wensickendorf im Norden Berlins am Märkischen Viertel vorbei zum Bahnhof Gesundbrunnen oder die jetzt wieder ins Gespräch gekommene Verlängerung der S-Bahn von Zehlendorf über Kleinmachnow zum Europarc in Dreilinden.

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