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„Vielleicht mache ich Urlaub. Das Problem: Ich weiß nicht, ob mir Urlaub gefällt“ Massimo Mannozzi

© David Heerde

Auf eine Flasche mit...: Massimo Mannozzi

Der Gastronom schließt Ende März sein Restaurant Bacco, in dem er fast 50 Jahre lang Prominente aus aller Welt empfangen hat.

Von Kai Röger

Wenn es so etwas wie Legenden der Berliner Gastronomie gibt, dann gehört Massimo Mannozzi unbedingt dazu: Seit fast einem halben Jahrhundert führt er das Bacco, das dienstälteste der gehobenen Restaurants in Berlin und „Promi-Italiener“ reinsten Schlages. Ende März wird das Bacco schließen und Mannozzi sich zur Ruhe setzen. Ich habe mich mit dem Patron verabredet, um über sein Leben als Gastgeber und die großen Tage des Bacco zu sprechen. Wir werden eine Flasche Wein trinken: „Einen Schönen, nicht wahr?“ fragt Mannozzi, ohne eine Antwort abzuwarten.

Mannozzi ist Gastgeber der alten Schule: stilvoll gekleidet in dunklem Anzug, weißem Hemd mit eingestickten Initialen. Am Revers trägt er das Bundesverdienstkreuz und den Orden des „Cavaliere della republica“, beide verliehen für sein Engagement für die deutsch-italienische Freundschaft. Mannozzi begrüßt seine Gäste immer noch per Handschlag, noch immer wird im Bacco am Tisch flambiert, filetiert oder die ­Zabaglione schaumig geschlagen. Seit der Eröffnung im Mai 1968 scheint die Zeit stehen geblieben zu sein: holzvertäfelte Wände mit tropfsteinhöhlenartiger Gipsdecke, Regale voller Erinnerungen und unzählige Schnappschüsse: Mannozzi mit Josephine Baker, mit Rod Steward, mit Helmut Kohl, mit Sophia Loren ...

Mannozzi öffnet den Wein, einen Chianti Classico Riserva von Marchese Antinori, einem der Väter der „Supertoskaner“. „1976 habe ich zwei Paletten Sassicaia nach Berlin gebracht. Ich hab mich damals gefragt, wer so schwere Rotweine überhaupt trinken will und sie liegen gelassen. Später habe ich mich darüber gefreut“, sagt er. „Als wir das Bocca eröffneten, tranken die Berliner Lambrusco und Valpollicella aus der Zwei-Liter-Bastflasche.“ Er musste Weine und Trüffel selbst importieren: „Ich habe den Deutschen beigebracht, wie man richtig isst und trinkt“, sagt Mannozzi und nippt vorsichtig an dem riesigen Glas. Viel wird er nicht trinken: „Ich liebe Wein, trinke aber nur sehr wenig. In fast 50 Jahren als Wirt hatte ich nie einen Schwipps.“

Wir blättern in alten Gästebüchern, dem Gedächtnis des Bacco: Ein Bild mit der Gruppe Queen: „Die haben auf unserem kleinen Klavier 'We are the Champions' gespielt“. Mit Pelé: „Ich hatte Geburtstag, er nahm eine Kerze vom Tisch und hat 'Happy Birthday' gesungen“. Mit Romy Schneider: „Sie war sehr nett, aber sehr traurig“. Die Bücher erzählen sein Leben, ein anderes hatte er nie gehabt: „Als Wirt musst du viel aufgeben, wie eine kleine Prostituierte. Ich war immer hier, habe für die Kinder der Gäste Zaubertricks gemacht. Als mein Sohn in der Zeitung las, dass ich für Romy Schneiders Tochter jongliert habe, sagte er zu mir: Ich wusste gar nicht, dass du so etwas kannst.“ Mannozzi nippt an seinem Glas und zündet sich wie an jedem Abend eine Zigarre an, eine Antico Toscano. Was er vom Nichtrauchergesetz hält? „Eine sehr gute Sache!“, sagt Mannozzi und nimmt einen tiefen Zug.

Ob er schon Pläne für seinen Ruhestand habe? „Vielleicht Urlaub“, sagt er zögerlich. „Das Problem ist: Ich weiß nicht, ob mir Urlaub gefällt“. Was er am ersten Tag nach dem Bacco machen wird: „Wahrscheinlich heulen“, sagt er, ohne erkennbare Ironie. „Aber es muss Schluss sein, ich will als Champion aufhören, nicht wie ein Verlierer.“

2012er Marchese Antinori Chianti Classico Riserva “Wunderbar! Er ist leichter als die Piemonteser Weine, trotzdem kräftig und rund. Er trägt das Parfüm der Toskana in sich.“

© Promo

Marfuga Olio extravergine di Oliva Italiano 2015 Brot und Öl - so beginnt im „Bacco“ jeder Abend.Das Olivenöl importiert Massimo Mannozzi aus Umbrien. Es ist gleichzeitig frisch-grasig und doch voll im Geschmack ohne Bitternoten und Schärfe.

© Promo

Mehr zum Thema gut Essen, Trinken & Kochen in Berlin finden Sie im Magazin "Tagesspiegel Genuss".

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