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Gesundheit: Belgische Forscher: "Gesundheit nicht in Gefahr"

Anfang Juni erregte ein Skandal um dioxinhaltige Hühner und Eier die Verbraucher. Viele fürchteten um ihre Gesundheit.

Anfang Juni erregte ein Skandal um dioxinhaltige Hühner und Eier die Verbraucher. Viele fürchteten um ihre Gesundheit. Jetzt haben belgische Forscher in der Wissenschaftszeitschrift "Nature" die Vergiftungsaffäre analysiert und kommen zu dem Schluss, dass negative Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung sehr unwahrscheinlich seien. Dabei bewerteten sie das Risiko für Spätfolgen, da akute Vergiftungserscheinungen wegen der zu geringen Dosis ohnehin nicht zu erwarten waren.

30 bis 40 Mahlzeiten mit hochgradig dioxinhaltigen Hühnern oder Eiern seien erforderlich, um den bereits vorhandenen Gehalt des Körpers an Dioxin zu verdoppeln, schreiben die Wissenschaftler. Aber selbst dieser extreme Fall würde nur ein Hundertstel jener Belastung zur Folge haben, die in Seveso auftrat. Dort waren 1976 viele Menschen durch erhebliche Mengen des Dioxins TCDD ("Seveso-Dioxin") vergiftet worden.

Wie André Bernard von der Katholischen Universität von Louvain und seine Kollegen weiter berichten, gelangte Mitte Januar eine Lieferung mit bis zu 80 Tonnen verunreinigtem Recycling-Fett aus einer Fettschmelze zu Futtermittelherstellern. Dieses Fett enthielt insgesamt ein Gramm an Dioxinen und 50 Kilogramm an polychlorierten Biphenylen (PCB). Bis zu 3000 Hühnerfarmen erhielten dann verunreinigtes Futter, und im Februar erkrankten die ersten Tiere. In Hühnern und Eiern überstieg der Gehalt an PCB das 250fache des Erlaubten. Die Belastung bei Schweinen war geringer.

Jedoch erfuhr die Öffentlichkeit erst Monate später von den Vorgängen. In Belgien traten Minister zurück, und große Mengen an Lebensmitteln wurden vernichtet. Der Schaden, den das Gramm Dioxin auslöste, beläuft sich auf 2,9 Milliarden Mark.

Die Affäre um dioxinhaltige Hühner hatte auch für den Coca-Cola-Konzern Folgen. Auf dem Höhepunkt des Skandals Anfang Juni und offenbar hervorgerufen durch Vergiftungsängste traten in einer belgischen Schulklasse nach dem Genuss von Flaschencola Übelkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit und andere Störungen auf. Bald darauf berichtete das Fernsehen darüber, und rasch breitete sich das Unbehagen nach Cola-Genuss aus. Medizinische Untersuchungen ergaben jedoch, dass die Betroffenen körperlich gesund waren. Auch in Colaflaschen fand sich keine stichhaltige Erklärung für das Phänomen. Demnach handelte es sich, wie die Mediziner vermuten, um einen Fall von Massenhysterie, der durch die Medien verstärkt wurde.

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