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Gesundheit: Bienen und der Baum der Wissenschaft

Von Zeit zu Zeit schleichen sich die gefürchteten Campus-Tester in Vorlesungen, um anschließend Berlins Lehrpersonal schonungslos zu kritisieren oder enthusiastisch zu loben.Wissenschaftsgeschichte!

Von Zeit zu Zeit schleichen sich die gefürchteten Campus-Tester in Vorlesungen, um anschließend Berlins Lehrpersonal schonungslos zu kritisieren oder enthusiastisch zu loben.

Wissenschaftsgeschichte! Ein spannendes Thema. Aber der Philosophie-Professor Hans Poser läuft vor einem nur spärlich gefüllten Auditorium hin und her. Immerfort nimmt er seine Brille ab und setzt sie wieder auf. "Die Menschheit hat noch nie so viel fundierte Wissenschaft gehabt wie heute", erklärt er bedeutungsvoll. Dann beginnt er einen weitschweifigen Exkurs durch die Vergangenheit. Im Saal ist es mucksmäuschenstill. Hans Poser spricht mit Nachdruck, macht mit den Händen raumfüllende Bewegungen und schwenkt dabei sein Seh-Instrument durch die Luft. Seinen Vortrag garniert er mit Tafelzeichnungen.

Da wäre zum Beispiel der Baum von Descartes. Der französische Philosoph stellte mit diesem Gewächs die Wissenschaft dar. Der Baum wurzelt in der Metaphysik und hat drei Äste: die Physik, die Medizin und die Ethik. Natürlich kann der Baum noch Zweige mit weiteren interessanten Früchten tragen, gibt Hans Poser zu bedenken. Dann jagt er im Eiltempo weiter durch die Menschheitsgeschichte. Eben war er noch beim Musiker Haydn und seinem Mäzen, dem Fürsten Eszterházy, schon streift er Homer und landet schließlich beim Herzschrittmacher. Die Kommilitonen staunen, und die Campus-Testerin sieht wieder einmal, was sie alles nicht weiß. Trotzdem erschlägt Posers Vortrag nicht, sondern regt an, das eine oder andere Stichwort im Lexikon nachzuschlagen.

Im Laufe der Vorlesung wird einem vor allem klar, dass in der Welt alles zweckmäßig ist: auch die Bienen, die Steine, das Licht. Wenn ein Lichtstrahl auf eine Wand trifft, macht er dabei nicht etwa einen Umweg nach oben oder unten, erläutert Professor Poser. Nein: Der Lichtstrahl nimmt in der Regel den geraden Weg. Somit geht es dem Licht besser als manchen Menschen. Die machen immerfort Umwege und merken es nicht einmal."Wissenschaftstheorie", Straße des 17. Juni 136, Hörsaal MA 004, dienstags 16 bis 18 Uhr.

Josefine Janert

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