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Gesundheit: Eklat an der Humboldt-Universität - Ärger im Präsidium: Vize tritt zurück

Die Humboldt-Universität steckt erneut in einer Führungskrise. Susanne Baer, Vizepräsidentin für Studium und Internationales, hat am Montag ihren Rücktritt angekündigt.

Die Humboldt-Universität steckt erneut in einer Führungskrise. Susanne Baer, Vizepräsidentin für Studium und Internationales, hat am Montag ihren Rücktritt angekündigt. Ursache sollen nach Informationen des Tagesspiegels monatelange Querelen zwischen ihr und dem HU-Präsidenten Christoph Markschies sein. Baer wollte sich zu dem Vorgang nicht äußern. Auch Markschies, der sich am Montag auf einer Reise nach New York befand, wollte das Geschehen nicht kommentieren. Eine Sprecherin verwies auf zwei schriftliche Erklärungen, die die Hochschule am frühen Nachmittag verbreitete.

In der Erklärung Baers heißt es, „nicht aufzulösende Differenzen in der Leitung der Universität“ hätten sie dazu veranlasst, ihr Amt zur Verfügung zu stellen. „Auf Wunsch des Kuratoriums wäre ich bereit, im Interesse der Universität erst zum Zeitpunkt der Wahl einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers zurückzutreten“, schreibt Baer.

Die andere Erklärung kommt nicht von Christoph Markschies, sondern vom Vizepräsidenten für Haushalt, Frank Eveslage, der dort „für das Präsidium“ unterzeichnet: „Das Präsidium nimmt die Entscheidung von Frau Prof. Dr. Susanne Baer mit Respekt zur Kenntnis. Für die von Frau Prof. Dr. Baer bisher geleistete Arbeit dankt ihr das Präsidium“, heißt es dort.

In welchen Punkten sich die 42-jährige Professorin für Öffentliches Recht und Geschlechterstudien und der 43-jährige Professor für Ältere Kirchengeschichte uneins waren, ist nicht bekannt. Viele Mitglieder im Akademischen Senat (AS) hatten bislang keine Konflikte im Präsidium bemerkt und reagierten überrascht.

Baers Rücktritt sei „ein GAU“ und für die HU „ausgesprochen schädlich“, sagte ein Professor, der namentlich nicht genannt sein will, dem Tagesspiegel. Der Rücktritt gehöre zu den „Langzeitschäden“, die der Wechsel des ehemaligen Präsidenten Jürgen Mlynek zur Helmholtz-Gemeinschaft der Uni zugefügt habe, sagte ein anderer Professor. Mlynek war im Februar 2005 als HU-Präsident zwar mit knappem Ergebnis wiedergewählt worden, hatte im April 2005 aber seinen Rücktritt erklärt, die Suche eines Nachfolgers verlief schwierig. „Wenn Mlynek nicht gegangen wäre, wäre das nicht passiert“, hieß es. Markschies habe sich seine Vizepräsidenten, die gleichzeitig mit Mlynek gewählt wurden, nicht aussuchen können. Baer hatte ihr Amt vor einem Jahr angetreten.

Jürgen Hahn, Professor an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät und Mitglied im AS, bedauerte Baers Entscheidung: „Das Ressort war bei ihr in guten Händen.“ Die letzte Senatssitzung, in der Baer den Präsidenten vertreten hatte, habe sie „souverän geleitet“. „Sie war sehr tatkräftig. Ich bin mit ihr immer gut zurechtgekommen“, sagt auch Ulrich Kamecke, Professor für Wettbewerbspolitik und AS-Mitglied. Ein weiterer Professor, der anonym bleiben will, gibt die Schuld für das Zerwürfnis dem Präsidenten: Er sei kein Professor des 21. Jahrhunderts, sondern des 19. Jahrhunderts. Daran sei Baer gescheitert.

Kritik am Präsidenten äußerten auch Studenten. Zwischen Markschies und den beiden anderen Vizepräsidenten gebe es ebenfalls Spannungen, weil er Ressortgrenzen „willkürlich überschreite“. Auch habe Markschies mehrfach die Kompetenzen seiner Stellvertreter bei Gremiensitzungen öffentlich infrage gestellt, ohne dass ein Anlass erkennbar gewesen sei. Die Studentenvertretung der HU, der Refrat, sieht in Baers Schritt einen Beleg dafür, dass das in der HU-Satzung festgeschriebene Prinzip der Kollegialität „arg gelitten hat“. Auch die beiden anderen Vizepräsidenten waren am Montag für den Tagesspiegel nicht zu sprechen.

Peter Hartig, Studierendenvertreter im AS, sagte, Baers Rücktritt sei ein „großer Verlust“: „Das trifft uns hart.“ Mit Baer hätten die Studenten „sehr gut“ zusammenarbeiten können – „viel besser als mit ihren Vorgängern“. Baer sei bekannt für ihre guten Lehrveranstaltungen. Ihr sei die Lehre wichtig, sie nehme die Meinung von Studierenden ernst. Das würden ihr die Studenten „hoch anrechnen“.

Die Vorsitzende des HU-Kuratoriums, Evelies Mayer, teilte mit, sie nehme Baers Entschluss mit Bedauern zur Kenntnis. In Abstimmung mit dem Wissenschaftssenator bitte sie Baer, die Amtsgeschäfte bis auf weiteres fortzuführen. Das Kuratorium werde sich am 22. September mit Baers Rücktritt befassen und das weitere Verfahren beschließen. akü, -ry, tiw

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