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Gesundheit: Europa immer fest im Blick

Die Berliner Humboldt-Universität ehrt Heinrich August Winkler

Heinrich August Winkler hat sein berühmtes Werk „Der lange Weg nach Westen“ mit einer programmatischen Einleitung versehen: „Am Anfang war das Reich. Was die deutsche Geschichte von der Geschichte der großen westeuropäischen Nationen unterscheidet, hat hier seinen Ursprung. Im Mittelalter trennten sich die Wege“, schreibt er in seinem Buch, das vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung handelt. Die Humboldt-Universität zu Berlin hat Winkler jetzt anlässlich des 65. Geburtstages mit einem Festakt im überfüllten Senatssaal geehrt.

Der Historiker Winkler hatte seine wissenschaftliche Karriere als Assistent an der Freien Universität begonnen, aber im Jahr 1972 die Professur am Otto-Suhr-Institut wegen dessen Unterwanderung durch marxistisch-kommunistisch eingestellte Rote Zellen aufgegeben. Danach lehrte er 20 Jahre in Freiburg. Die Wiedervereinigung Deutschlands hatte für Winkler persönliche Konsequenzen: 1991 kehrte er nach Berlin zurück, und zwar an die Humboldt-Universität und nicht an die Freie Universität. Seitdem versucht er die deutsche Geschichte von dem Fluchtpunkt Wiedervereinigung aus neu zu erklären. Er will eine Problemgeschichte vorlegen, in deren Mittelpunkt das Verhältnis von Demokratie und Nation im 19. und 20. Jahrhundert steht.

Warum Winkler dennoch beim Mittelalter beginnt, versuchte sein Kollege Michael Borgolte bei dem Festakt zu klären. Wagen doch immer weniger Historiker Interpretationen, die das Ende des deutschen Sonderweges zurückverfolgen bis ins Mittelalter, weil dann nicht nur Deutschland ins Blickfeld rückt, sondern Europa. Winkler treibe auch die Frage um, auf welchem historischen Fundament das neue zusammenwachsende Europa gründe: auf den Prinzipien Freiheit, Menschenrechte und Demokratie – eng verbunden mit dem Christentum.

Die Humboldt-Universität verdankt Winkler ihre Neuorientierung in der Geschichte – weg von der marxistisch-ideologischen Geschichtsbetrachtung der alten Sektion in der DDR zu neuer ideologiefreier Offenheit.

Uwe Schlicht

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