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Gesundheit: Fachbereiche sind Spitze, nicht Unis

Von George Turner, Wissenschaftssenator a. D.

Bund und Länder haben sich geeinigt, dass bis zu zehn besonders erfolgreiche Universitäten gefördert werden sollen. Sicher wird niemand behaupten, an Universitäten, die mehrere hervorragende Fakultäten aufweisen, seien alle Fächer erstklassig besetzt. Umso weniger darf übersehen werden, dass es außer zehn auszuwählenden Universitäten auch andere gibt, an denen Hervorragendes geleistet wird. Diese wären bei dem in Aussicht genommenen Verfahren dem „Rest“ zuzurechen, zu dem auch die gehören, die sich nicht dem Wettbewerb gestellt haben.

Hinzu kommen die Fachhochschulen. Die Tatsache, dass diese sich selbst „Universities of applied sciences“ nennen, dass es bei Verwirklichung der besonderen Förderung von zehn Universitäten solche 1. und 2. Klasse geben würde und die Fachhochschulen nicht gerne die Nummer 3 in der Reihenfolge sein möchten, sowie die nachgiebige Haltung der Politik gegenüber Bestrebungen der Fachhochschulen nach Angleichung an die Universitäten spricht dafür, dass die Abgrenzung noch unschärfer wird.

Eine Heraushebung einer kleinen Zahl von Universitäten ist gewollt. Innerhalb des „Restes“ werden allerdings einzelne Institutionen fast gleich gut sein wie die Ausgewählten oder ein besonderes Profil haben. Das werden Fakultäten oder Fächer sein, die qualitativ auf einem oder wenigen Gebieten herausragen. Das zeigt, dass es viel sinnvoller wäre, nicht danach zu fragen, welche Universitäten „Spitze“ sind, sondern wo welche Fächer besonders hervorstechen. Damit hätten auch kleinere Einrichtungen eine Chance, besser wahrgenommen zu werden.

Je mehr es zur Angleichung von Fachhochschulen und Universitäten kommt, desto deutlicher werden sich klassische, bekannte Universitäten absondern. Bei den Technischen Universitäten konnte man das bereits beobachten: die neun größten haben sich zusammengeschlossen. Die eher durch Zuruf als aufgrund sachlicher Erwägungen zustande gekommene Zahl 10 beim Elite-Wettbewerb ist zufällig und kann nicht wie ein Fallbeil wirken. Im Ergebnis dürften es rund zwei Dutzend Einrichtungen sein, die von der Größe, ihrer historischen Bedeutung, dem Ansehen und der Qualität ihrer Leistungen zum Kreis der „1. Liga“ gerechnet werden. In erster Linie wird man dort die Traditions-Universitäten finden. Im Bewerbungsverfahren sind derzeit 27 Universitäten aus zehn Bundesländern. Dies könnte ein Indiz für eine realistische Selbsteinschätzung der Qualität und der Erfolgsaussichten sein.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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