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Gesundheit: Fingerzeig der Erbsubstanz

Streit um Gebeine des Zaren

Liegen in der PeterPaul-Kathedrale in St. Petersburg wirklich der letzte russische Zar und seine mit ihm ermordeten Familienmitglieder begraben? Eine jetzt im Fachmagazin „Annals of Human Biology“ veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern der amerikanischen Stanford-Universität nährt Zweifel. Dass es sich sehr wahrscheinlich um die Gebeine von Nikolaus II. handele, die 1991 aus einem Massengrab nahe Ekaterinenburg geborgen wurden, hatte Pavel Ivanow vom Engelhardt-Institut für Molekularbiologie in Moskau 1994 festgestellt. Der Wissenschaftler hatte den exhumierten Knochen Proben der Erbsubstanz DNS entnommen und mit dem Erbgut noch lebender Angehöriger verglichen. Das Ergebnis: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 700 zu eins sei die Identität der Zarenfamilie bestätigt.

Die untersuchte DNS könne unmöglich von alten Knochen stammen, kritisiert jetzt das Team um den Forscher Alec Knight. Durch die Verwesung hätten sich so lange DNS-Schnipsel, wie sie Ivanow benutzt habe, längst zersetzen müssen. Zudem stimme die angebliche DNS der Zarin Alexandra nicht mit dem genetischen Profil ihrer Schwester Elisabeth überein, von der noch ein Finger erhalten ist. Die DNS-Proben müssten verunreinigt sein, folgert Knight.

Das hält auch Michael Hofreiter vom Leipziger Max-Plack-Institut für evolutionäre Anthropologie für wahrscheinlich. Menschliches Erbgut sei praktisch überall vorhanden. Allein durch Anfassen könnten die Proben mit fremder DNS verunreinigt worden sein. Überhaupt sei posthume Identifizierung sehr schwierig, da sich Menschen in ihrem Erbgut generell kaum unterschieden. Das Individuum besser kennzeichnende Bereiche finden sich in den Mitochondrien. Kinder erben diese Teile der DNS unverändert von der Mutter. Zufällige Variationen kommen sehr selten vor, so dass man dadurch Abstammungslinien verfolgen kann. pja

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