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Gesundheit: „Früh investieren, statt spät reparieren“

„Bei der Finanzierung werden wir um Umschichtungen nicht herumkommen. Unsere im internationalen Vergleich zu hohen Ausgaben für die weiterführenden Schulen müssen zu Gunsten der Grundschulen und Kindergärten umgeschichtet werden.

„Bei der Finanzierung werden wir um Umschichtungen nicht herumkommen. Unsere im internationalen Vergleich zu hohen Ausgaben für die weiterführenden Schulen müssen zu Gunsten der Grundschulen und Kindergärten umgeschichtet werden.“ Damit spricht die Unternehmensberaterin Annet Aris gelassen aus, was kein Kultusminister in Deutschland zu sagen wagt: Kindergärten und Grundschulen brauchen mehr Geld und das können sie von den bisher am besten ausgestatteten Gymnasien bekommen.

Natürlich tut sich Annet Aris mit den Konsequenzen aus der Pisa-Studie leichter als die Politiker. Sie ist nicht vom nächsten Wahltermin abhängig, sondern Partnerin bei der Unternehmensberatung McKinsey in München. Das deutsche Bildungssystem kennt sie auch aus der Perspektive einer Mutter mit zwei Kindern.

Die Umschichtung von Finanzen innerhalb des Systems ist eine nahe liegende Schlussfolgerung. Deutschland gibt für seine Grundschulen sehr viel weniger aus als andere Staaten – für die Oberstufe aber überdurchschnittlich viel. In der Diskussion nach Pisa setzen nun aber alle auf die frühe Förderung der Kinder– nach dem Motto „Früh investieren statt spät reparieren“. Annet Aris rechnete vor, dass sich das lohnt: 3000 Euro jährlich veranschlagt sie für einen Kindergartenplatz, 10 000 Euro für einen Förderplatz bei Jugendlichen.

Schluss mit den Pilotprojekten

Wie die „Umschichtung“ im Bildungssystem konkret aussehen kann, blieb bei der Diskussion beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Berlin offen, wo Aris ihre Thesen vorstellte. Denn was soll weniger Geld für die Gymnasien bedeuten? Größere Klassen, geringere Lehrergehälter? Zu Aris’ Thesen gehörte auch die Forderung nach einem „Schluss mit den Pilotprojekten“. An die Stelle kostspieliger Schulversuche, die doch nicht für alle Schulen eingeführt werden, solle der Wettbewerb der Bildungsanbieter treten. Auf einem Kongress im September sollen die Thesen diskutiert werden. Aris’ Motto nach Pisa kann die Verantwortlichen im Bildungsbereich vielleicht jetzt schon anstecken: „Das Problem, das zu lösen ist, ist riesig – ein Leckerbissen für jede Unternehmensberatung“.

Während noch über Konsequenzen aus Pisa – erster und zweiter Teil – diskutiert wird, steht für November schon der nächste Auswertungsteil des innerdeutschen Bildungsvergleichs vor der Tür. Außerdem läuft derzeit eine Lese-Untersuchung an Grundschulen. Im April sollen die Ergebnisse von „Iglu“ der Öffentlichkeit vorgestellt werden, kündigte „Iglu“-Leiter Wilfried Bos an. Eine Untersuchung über die Deutsch und Englisch-Fertigkeiten der Schüler (Desi) läuft ebenfalls. Was in Deutschland über Jahrzehnte an empirischer Bildungsforschung versäumt wurde, wird nun entschlossen nachgeholt.Bärbel Schubert

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