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Gesundheit: Gen-Technik: Embryonale Stammzellen für Bonn - Forscherteam will Potenzial für die Medizin untersuchen

Wissenschaftler der Bonner Friedrichs-Wilhelms-Universität wollen in einem Forschungsvorhaben das Potenzial menschlicher embryonaler Stammzellen untersuchen. Es handelt sich um Zellen, die in den USA aus überzähligen befruchteten Eizellen für die Reagenzglas-Befruchtung gewonnen wurden und die vom Institut für Neuropathologie der Universität nach Deutschland eingeführt werden sollen.

Wissenschaftler der Bonner Friedrichs-Wilhelms-Universität wollen in einem Forschungsvorhaben das Potenzial menschlicher embryonaler Stammzellen untersuchen. Es handelt sich um Zellen, die in den USA aus überzähligen befruchteten Eizellen für die Reagenzglas-Befruchtung gewonnen wurden und die vom Institut für Neuropathologie der Universität nach Deutschland eingeführt werden sollen. Die Herstellung solcher Stammzellen ist in Deutschland laut Embryonenschutzgesetz verboten, der Import in die Bundesrepublik nach Ansicht der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hingegen erlaubt. "Wir halten uns selbstverständlich an geltende Gesetze", sagte die bei der DFG zuständige Referentin Annette Schmidtmann am Dienstag auf Anfrage. Auch das Bundesforschungsministerium hat bislang keine Einwände erhoben.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hubert Hüppe warf der DFG dagegen vor, mit dem Import der Stammzellen aus dem Labor des amerikanischen Stammzell-Pioniers James Thompson das Embryonenschutzgesetz zu umgehen. Der Politiker, der auch stellvertretender Vorsitzender der Enquête-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin" ist, forderte die DFG auf, den Import der Zellen zu unterlassen. Die an dem geplanten Vorhaben beteiligten Wissenschaftler - sie wären für die Einfuhr verantwortlich, nicht aber die als Geldgeber fungierende DFG - waren gestern nicht erreichbar.

Die Erforschung der embryonalen Stammzellen ist Teil eines Schwerpunktprogramms der DFG zum Thema "Embryonale und gewebespezifische Stammzellen - Regenerative Zellsysteme für Zell- und Gewebeersatz". Nach Angaben der DFG-Referentin Schmidtmann beschäftigt sich von den 25 Vorhaben des Programms lediglich das Bonner Projekt mit menschlichen embryonalen Stammzellen. In den anderen Vorhaben würden tierische Stammzellen, "erwachsene" menschliche Zellen und Zellen aus dem Keimgewebe ausgestoßener oder abgetriebener menschlicher Feten benutzt.

Das Ziel des Programms sei es, die unterschiedlichen Möglichkeiten der verschiedenen Zellarten zu vergleichen und langfristig Alternativen zu menschlichen embryonalen Stammzellen zu entwickeln. Nach Angaben der DFG ist ein Antrag auf Projektförderung durch das Bonner Forscherteam allerdings bislang noch nicht eingegangen. Mit einer Bewilligung des Vorhabens sei frühestens im November zu rechnen. Projekte mit embryonalen Stammzellen würden vor einer Genehmigung nicht nur wissenschaftlich, sondern auch ethisch und juristisch geprüft.

Die embryonalen Stammzellen wurden von dem Amerikaner Thompson aus der inneren Zellmasse eines menschlichen Blasenkeims (Blastocyste) entnommen, der zur künstlichen Befruchtung vorgesehen, aber nicht mehr benötigt wurde. Thompson gelang es, die embryonalen Zellen im Reagenzglas weiter zu vermehren. Die Zellen sind "pluripotent", sie können sich also noch in alle Zell- und Gewebetypen des Organismus entwickeln. Im Gegensatz zu befruchteten Eizellen sind sie aber nicht mehr "totipotent" und demnach nicht mehr dazu in der Lage, einen intakten Embryo auszubilden.

Ihre Wandlungs-und Entwicklungsfähigkeit sowie ihre fast unbegrenzte Vermehrungsfähigkeit macht embryonale Stammzellen zu einer möglichen Quelle für Ersatzgewebe. Nervensystem, Blutbildung, Herzmuskel, Knorpel, Gefäße und Hornhaut könnten mit ihrer Hilfe einer Art Frischzellenkur unterzogen werden. Ungeklärt ist bisher allerdings, ob nicht auch "erwachsene" Stammzellen sich so umprogrammieren lassen, dass sie den erwünschten Gewebeersatz bereitstellen.

In der Medizin werden blutbildende Stammzellen gegen Krebs eingesetzt. Man entnimmt sie dem Blut oder dem Knochenmark des Kranken oder eines Spenders. Nach einer intensiven Tumorbehandlung, die auch das empfindliche blutbildende System zerstört, werden sie dem Kranken gespritzt und übernehmen dann wieder die Blutbildung.

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