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Gesundheit: Hoffen auf die zweite Runde

Berlins Unis enttäuscht, aber nicht entmutigt

Genervte Gesichter im Präsidialamt der Freien Universität. Präsident Dieter Lenzen und seine Kollegen hatten schon früh erfahren, dass die Uni nicht den Elitestatus errungen hat. Am Nachmittag tagten sie lange hinter verschlossenen Türen. Dann wollte man sich gemeinsam die Übertragung der Pressekonferenz in Bonn angucken, auf der die Ergebnisse offiziell verkündet wurden. Aber die Technik streikte.

Am Otto-Suhr-Institut herrschte Ernüchterung, nachdem aus Bonn die Nachricht gekommen war, dass der Antrag auf Einrichtung eines Exzellenzclusters über das „Regieren in der globalisierten Welt“ abgelehnt wurde. „Wir waren von Anfang an extrem skeptisch“, sagte Projektkoordinatorin Marianne Beisheim. Der Wettbewerb sei eben sehr auf Naturwissenschaften ausgerichtet. Auf dem Dahlemer Campus sprach sich schnell herum, dass die FU in der Königsdisziplin ausgeschieden ist. Studierende reagierten enttäuscht. „Es wäre schön gewesen, einen Abschluss von einer Eliteuniversität zu präsentieren“, sagte Maximilian Zieringer, 25, Promotionsstudent in der Chemie.

FU-Präsident Lenzen betonte, dass das letztlich abgelehnte Zukunftskonzept der FU „exzellent bewertet“ worden sei. Insofern sei das Ergebnis „ein großer Erfolg für die Freie Universität“. Man werde den eingeschlagenen Weg zur internationalen Netzwerkuniversität fortsetzen und gehe zuversichtlich in die zweite Runde des Exzellenzwettbewerbs.

An der Humboldt-Universität freute sich Präsident Christoph Markschies über den Erfolg der „Graduate School of Mind and Brain“. Damit werde ein integratives Modell der Natur- und Geisteswissenschaften gefördert – und die Absicht, die Lebenswissenschaften als zentralen Forschungsschwerpunkt zu etablieren.

Der Präsident der Technischen Universität, Kurt Kutzler, ist enttäuscht, dass die TU keinen Zuschlag für ein Exzellenzcluster bekommen hat. Den Mathematikern, deren „Berlin Mathematical School“ bewilligt wurde, gratulierte Kutzler „ganz herzlich“ – und bedankte sich beim Land Berlin „für die starke Unterstützung“.

Die Opposition im Abgeordnetenhaus sieht das anders. Martin Lindner, Fraktionsvorsitzender der FDP, machte die Wissenschaftspolitik des Senats für das schwache Abschneiden von FU, HU und TU verantwortlich. „Die Berliner Politik hat den Universitäten viele Steine in den Weg geworfen. Die Unis haben das rausgeholt, was für sie möglich war.“ In Berlin müssten dringend Studiengebühren eingeführt werden, damit die Hochschulen eine zusätzliche Einnahmequelle haben.

Die wissenschaftspolitische Sprecherin der Grünen, Lisa Paus, forderte einen radikalen Wechsel in der Berliner Wissenschaftspolitik. Den könnte die rot-rote Regierung allerdings nicht leisten. „Das Ergebnis ist für den Wissenschaftsstandort Berlin verheerend“, sagte Paus. Die Unis hätten sehr gute Anträge eingereicht. Der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion, Michael Braun, kritisiert, der habe Senat den Unis „durch eine gezielte Schwächung der Forschungslandschaft entscheidende Wettbewerbsnachteile zugefügt“. So seien die Hochschulverträge gekündigt und Studienplätze reduziert worden. dal, fab, -ry, sök, tiw

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