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Gesundheit: Kinderbetreuung: Hortplatz auf Gutschein

Mit einem ausgeklügelten Gutschein-System könnte nach Ansicht von Wissenschaftlern des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) aus Berlin die Tagesbetreuung von Kindern grundlegend verbessert werden. Wie soll das aussehen?

Mit einem ausgeklügelten Gutschein-System könnte nach Ansicht von Wissenschaftlern des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) aus Berlin die Tagesbetreuung von Kindern grundlegend verbessert werden. Wie soll das aussehen? Eltern bekommen nach diesem Modell von den örtlichen Jugendämtern "Kinderbetreuungsgutscheine". Die können sie dann bei einem Hort oder einem Kindergarten ihrer Wahl einlösen.

"Diese Gutscheine decken die Kosten eines regulären Betreuungsplatzes ab", schlugen die Wissenschaftler am Dienstag in Berlin in einer Studie vor. Der Kindergarten holt sich das Geld für den Betreuungsplatz mit dem Gutschein dann vom Jugendamt. Damit das ganze Modell funktioniert, regen die drei Berliner Wissenschaftler eine Kinderkasse an, aus der alles bezahlt werden soll. In die zahlen alle erwachsenen Bürger Beiträge ein, wobei sich die Höhe der Beiträge nach der Höhe des Einkommens richtet. "Im weiteren könnten die Arbeitgeber an der Finanzierung der Kinderkasse beteiligt werden", heißt es weiter in dem Gutachten, das von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung gefördert wurde. Die Kommunen würden damit von den Kosten der Kinderbetreuung entlastet.

Wie viel ein solcher Gutschein im Einzelfall wert sein soll, konnten die DIW-Forscher nicht beziffern. Sie rechneten aber vor, dass eine bundesweite "bedarfsgerechte Versorgung mit Krippen-, Kindergarten- und Hortplätzen" jährlich etwa 34 bis 60 Milliarden Mark zusätzlich erfordern würde. Eine solche "bedarfsgerechte Versorgung" machte es nach Ansicht der Wissenschaftler nämlich nötig, die Betreuungszeiten deutlich auszuweiten. Derzeit seien in Ostdeutschland Frauen mit Kind häufiger vollzeit-erwerbsfähig, in Westdeutschland eher halbtags. Nun wissen auch Wissenschaftler, dass eine neue Kinderkasse, die zusätzlich 30 bis 60 Milliarden Mark umverteilt, politisch kaum durchsetzbar ist. Deswegen schlagen sie als ersten Schritt auch eine "kurzfristige Reform" vor. Zwei Milliarden Mark würde das Finanzminister Hans Eichel (SPD) und den Bund im Jahr kosten. Damit sollten Anreize für alle Kinderbetreuungseinrichtungen geschaffen werden, eine Betreuung über die Mittagszeit anzubieten. Alle Einrichtungen und Grundschulen bekämen 2500 Mark, wenn man die zwei Milliarden verteilte.

Carsten Germis

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