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Gesundheit: Liegt die Rettung für die FU in der Stiftungsuniversität?

"Investition in Wissen bringt die höchsten Erträge": Diese Worte von Benjamin Franklin, im Jahr 1776 einer der Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten, dü rften den Professoren der Freien Universität dieser Tage wie Hohn in den Ohren klingen. Erst will der Regierende Bürgermeister das gleichnamige Klinikum in Steglitz schließen.

"Investition in Wissen bringt die höchsten Erträge": Diese Worte von Benjamin Franklin, im Jahr 1776 einer der Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten, dü rften den Professoren der Freien Universität dieser Tage wie Hohn in den Ohren klingen. Erst will der Regierende Bürgermeister das gleichnamige Klinikum in Steglitz schließen. Dann fordert der neue Finanzsenator, dass die Berliner Hochschulen nochmals ein Fünftel ihres Budgets einsparen. Da mag manchem eine Idee als ersehnte Rettung erscheinen: "Als privatwirtschaftliche Stiftung des bürgerlichen Rechts könnte die Freie Universität ihrem Namen alle Ehre machen und sich tatsächlich befreien", meint Manfred Erhardt vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.

Erhardt, zwischen 1991 und 1996 Wissenschaftssenator in Berlin, sprach auf einem Expertentreffen, das die Chancen einer Stiftungsuniversität ausloten wollte. "Mäzene wollen, dass ihr Geld in Unternehmungen fließt, die vom Staat unabhängig sind", erklärte Erhardt. 337 Stiftungen sind im Stifterverband vereint, rechnete er vor. Das darin angelegte Kapital aus den Einzelstiftungen, der Industrie und privaten Vermögen erreicht 1,3 Milliarden Euro. Jährlich werden rund 80 Millionen Euro aus den Kapitalerträgen für Projekte an Hochschulen und in der Forschung ausgeschüttet. Diese Summe ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Das Budget der deutschen Hochschulen erreicht im Jahr etwa 26 Milliarden Euro. Davon tragen die Länder mit 89 Prozent den Löwenanteil. Neun Prozent kommen vom Bund, nur zwei Prozent aus den Taschen privater Mäzene oder von Organisationen wie dem Stifterverband.

"In den USA übernimmt der private Sektor bis zu einem Drittel der laufenden Kosten einer Hochschule", verglich Manfred Erhardt. "Bei Elite-Universitäten wie Princeton und Harvard haben sich die Grundstücke und eingeworbenen Spenden über die Jahrhunderte zu einem milliardenschweren Stiftungskapital summiert."

Als Monika Grütters, wissenschaftpolitische Sprecherin der CDU, den Vorschlag machte, die FU zu einer Stiftungsuniversität nach amerikanischem Vorbild umzuformen, hatte sie vor allem diese Elite-Universitäten im Kopf. Doch auch die kommen ohne staatliche Zuschüsse nicht aus. "Deshalb wäre es völlig falsch, die Stiftungsuniversität vor allem als Sparmodell zu verstehen", warnte Manfred Erhardt. "Der Staat wäre auf Jahrzehnte weiterhin in der Verpflichtung, allerdings hätte die Universität die Freiheit, zusätzliche Mittel einzuwerben. Die staatlichen Mittel würden effizienter eingesetzt."

Noch ist das Mäzenatentum in Deutschland im Vergleich zu den USA zwar unterentwickelt. "Aber wenn der Gesetzgeber die Steuerlast verringert und die Höhe der abzugsfähigen Spenden verfünffacht, würde sich diese Situation sehr schnell wandeln", mutmaßte Erhardt. "Dann geraten die Unternehmen in den moralischen Zugzwang, etwas für die Gesellschaft zu tun."

Dieser These widersprach Peter Eichhorn von der Universität Mannheim. Für die Hochschulen sei es bereits heute kein Problem, zusätzliche Quellen in der Industrie oder private Vermögen anzuzapfen. "Das könnte auch eine Stiftung öffentlichen Rechts leisten", sagte er. "Mutige Politik könnte aus den Anstalten des öffentlichen Rechts viel mehr machen."

Für Ulrich Battis von der Humboldt-Universität ist die Frage der rechtlichen Stellung einer Hochschule zweitrangig, wenn es darum geht, Exzellenz zu erreichen. "Nehmen Sie die Universität von Kalifornien", meinte er. " Das ist eine staatliche Hochschule, aber der Staat hält sich mit Regelungen und Eingriffen sehr zurück."

Nicht die Finanzmisere de Landes, sondern eine Strategie für die Zukunft der Hochschulen könnte demnach den Anstoß geben, die FU in eine neue Freiheit zu entlassen. "Das Berliner Abgeordnetenhaus könnte dazu ein Gesetz machen und die Umwandlung der Hochschule in eine Stiftung auf diese Weise absichern", schlug Manfred Erhardt vor. " Dann wäre die FU aus dem öffentlichen Dienstrecht und der Verwaltungshoheit des Landes entlassen. Der Staat könnte sich auf die Kontrolle der Qualität beschränken, genauso wie bei den privaten Gymnasien." Die FU würde sich dann ihre Professoren und Studenten selbst aussuchen und sogar Studiengebühren fordern, abgefedert durch private und öffentliche Stipendien oder Darlehen. "Sie wäre kein Stachel im Fleisch der staatlichen Hochschulen, sondern eine Vorreiterin für eine neue Freiheit aller Hochschulen in Deutschland", meinte Erhardt. "Wenn sie Erfolg hat, müssten die Politiker solche Rechte auch staatlichen Hochschulen zugestehen."

Erhardt beklagte "das Kartell der Kultusministerkonferenz, das alle Reformen zusammenschrumpfen lässt. Von der Reform des Dienstrechts für die Professoren ist kaum noch etwas übrig, für Professoren und Lehrbeauftragte sind keine wettbewerbsgerechten Vergütungen möglich." Deshalb, so Erhardt, seien die deutschen Unis in der Forschung zwar Spitze, hätten aber in der Ausbildung der Studenten einen erheblichen Nachholbedarf gegenüber dem Ausland. "Brauchen wir diese ganzen Rahmenprüfungsordnungen, Rahmenstudienordnungen oder eng gefassten Studiengänge überhaupt?" fragte er. "Damit sichert doch nur die Ministerialbürokratie ihren Einfluss ab. Eine Stiftungsuniversität hätte auch bei ihrem Studienangebot freie Hand."

Heiko Schwarzburger

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