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Gesundheit: Mehr Raum für den Frieden

„Peace Parks“, Pufferzonen zwischen den Ländern im südlichen Afrika, sollen die Wirtschaft ankurbeln und die Natur schützen

Von Roland Knauer

Der Schutz der Natur könnte Frieden in das von Kriegen und Bürgerkriegen heimgesuchte südliche Afrika bringen. Diese Idee des südafrikanischen Selfmade-Mann Anton Rupert ist auf dem Gipfel in Johannesburg ein eindrucksvolles Beispiel für eine nachhaltige Entwicklung, die der Natur und den Menschen auch direkt nützt: Wie fast überall auf der Welt ist im südlichen Afrika in den Grenzregionen die Natur noch recht gut erhalten geblieben, weil dort relativ wenig Menschen leben. Die Landesgrenzen dort aber sind immer auch Krisenregionen, über die Wirtschaftsflüchtlinge aus den armen Nachbarländern Mocambique und Zimbabwe in das relativ reiche Südafrika kommen. Naturschutzgebiete über Ländergrenzen hinweg könnten als Pufferzone dienen. Das ist die Idee, die hinter den „Peace Parks“ steckt.

Viele Tiere profitieren von solchen großen Schutzgebieten. Der Krüger-Nationalpark im Nordosten Südafrikas zum Beispiel – mit 21 000 Quadratkilometern so groß wie Israel – ist durch einen hohen Zaun vom Rest der Welt abgetrennt, die Tiere im Park vor Wilderern und anderen Gefahren gut geschützt. Besonders die großen Tiere wie Elefanten und Nashörner, die kaum natürliche Feinde haben, vermehren sich daher kräftig. Das hat auch seine Schattenseiten. Neuntausend Dickhäuter konkurrieren in dem geschlossenen Park um frisches Grün. Die Elefanten reißen in der Trockenzeit zunehmend Bäume aus, um nicht zu verhungern. Dadurch aber verändert sich das gesamte Ökosystem. Einziger Ausweg: den Tieren mehr Raum zu geben. Genau das garantiert das Konzept der Peace Parks.

Im November 2001 haben die Regierungen Südafrikas, Mocambiques und Zimbabwes einen Vertrag über einen Peace Park unterzeichnet, der neben staatlichen Nationalparks auch etliche angrenzende private Game Reserves umfasst. Mit 99 800 Quadratkilometern entsteht so das größte Naturschutzgebiet Afrikas – größer als Portugal. Nicht nur die Tiere, sondern auch die Touristen werden, ohne neues Visum, hinüber nach Mocambique kommen. Was den Sicherheitsbehörden der beteiligten Staaten noch Kopfschmerzen bereits, schafft Wirtschaftskraft. Die Reisenden wollen schließlich in Mocambique auch übernachten und von einem Guide im offenen Landrover zu den Lieblingsplätzen der großen Tiere chauffiert werden.

Die Wirtschaftsentwicklung soll dem Frieden unter die Arme greifen, indem Armut und Ungleichgewichte beseitigt werden. Genau dieser Prozess kommt zur Zeit zwischen Südafrika und Mocambique in Gang. Daher unterstützen das deutsche Entwicklungshilfeministerium und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) mit gut sechs Millionen Euro die Errichtung einer ersten Infrastruktur mit Straßen und Rastcamps. Auch der Präsident von Daimler-Chrysler in Südafrika, Christoph Köpke, hat mehr als eine Million Euro für die Schaffung dieses Peace Parks locker gemacht.

Sollen die Einheimischen aber vom Tourismus profitieren, muss man sie zum freien Unternehmertum hinführen. Auf Grund der langen Kolonialgeschichte, in denen die Schwarzen keine Chance hatten, ist ökonomisches Denken und Eigeninitiative nicht gerade weit verbreitet. An der Stelle kommt die Südliche Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI) ins Spiel. Eine ihrer Studien zeigt etwa, dass der Naturtourismus die große Chance dieser Länder ist und rasch 1,6 Millionen Arbeitsplätze schaffen könnte. In Workshops bereitet SAFRI daher Schwarze auf ihre neue Rolle als Unternehmer vor. Erste Erfolge zeigen sich: So hatte einer der Lehrgangsteilnehmer beobachtet, dass auf Game Drives bei Sonnenuntergang gern eisgekühlte Getränke getrunken werden. Seither produziert er Eiswürfel und versorgt die Camps damit.

„Naturschutz lässt sich sehr gut mit wirtschaftlicher Entwicklung verknüpfen“, freut sich der Präsident von „Euronatur“ Claus-Peter Hutter über solche Beispiele. Auch diese Naturschutzorganisation engagiert sich genau wie der World Wide Fund for Nature WWF für die Schaffung weiterer Peace Parks im südlichen Afrika. Euronatur würde die Peace Park Idee auch gerne in Europa verwirklichen. So unterstützt die Organisation zum Beispiel im Dreiländereck zwischen Albanien, Mazedonien und Griechenland die Einrichtung von Nationalparks. Zu einem Peace Park verknüpft, könnten sie diese sehr unruhige Region beruhigen.

Besonders beeindruckt der Vorschlag von Nelson Mandela, Nord- und Südkorea mögen doch überlegen, ob sie die Demarkationszone zwischen beiden Ländern nicht auch in einen Peace Park umwandeln sollten. Aus seinem eigenen Land weiß Mandela, dass die Idee von Anton Rupert funktioniert: Seit der Kgalagadi-Transfrontier Park in der Kalahari-Wüste im Mai 2000 eröffnet wurde, haben sich die Touristenzahlen dort verdoppelt – und mit jeder wirtschaftlichen Verbesserung wird der Frieden ein wenig stabiler.

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