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Gesundheit: Privatuniversitäten als Luftnummern

Von George Turner, Wissenschaftssenator a. D.

In regelmäßigen Abständen singen Protagonisten von Privatuniversitäten das hohe Lied solcher Einrichtungen und kanzeln das staatliche Hochschulsystem ab. Richtig ist, dass die staatlichen Universitäten manche Krise zu durchstehen hatten und haben, nicht selten durch politisch motivierte, unsachgemäße Gesetzgebung verursacht. Zweifelsfrei ist auch, dass die Errichtung privater Bildungseinrichtungen eine sinnvolle Ergänzung zum öffentlichen System sein kann. Ebenso ist aber unbestreitbar, dass hier oft der Mund zu voll genommen wird. Zum einen haben solche Institutionen meist nur ein sehr schmales Fächerangebot und auch nur wenige hundert Studierende. Zum anderen erweisen sich hochtrabende Pläne oft als Luftnummern oder Seifenblasen. In letzter Zeit machen drei Beispiele von sich reden.

Wie hat nicht der frühere Präsident von Witten-Herdecke, Konrad Schily, die Unabhängigkeit seiner Einrichtung propagiert. Damit war es schnell vorbei, als er – entgegen ursprünglichen Beteuerungen – staatliches Geld forderte. Noch schlimmer kommt es jetzt: da wird über eine Partnerschaft mit einem Industrieunternehmen verhandelt. Die Stiftung Rehabilitation Heidelberg will die klamme Hochschule retten. Verschämt erklärt sie, dass sich das Unternehmen „mit einer relevanten Summe beteiligen will.“ Das ist für sich ja nicht zu beanstanden. Nur sollte dann nicht vergessen werden, unter welchen Aspekten man angetreten ist und was aus dem Konzept geworden ist.

Noch schlimmer ist es um das Stuttgarter Institute of Management and Technology bestellt. Diese von namhaften Industriellen in die Welt gesetzte, von Fachleuten von Beginn an als Fehlkonstruktion bezeichnete Mini-Einrichtung, haucht – trotz wiederholter künstlicher Beatmung durch Geldspritzen - endgültig ihr Leben aus. Im Ergebnis ist auch die so- genannte Auto-Uni des Volkswagen-Konzerns gescheitert. Da war von einem groß angelegten akademischen Netzwerk die Rede, von einer global agierenden international anerkannten wissenschaftlichen Hochschule mit drei Fakultäten. Übrig geblieben ist das, was man auf keinen Fall wollte: Ein firmeneigener Seminarbetrieb. Kleinlaut reduziert man das als Corporate University deklarierte Gebilde zu einer schlichten Weiterbildungseinrichtung des Unternehmens. Da drängt sich das branchentypische Bild von Crash-Versuchen auf: mit Karacho an die Wand.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: g.turner@tagesspiegel.de

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