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Gesundheit: Sicherheit für medizinische Forschung in Buch?

Bei Ihrem Besuch fand Senatorin Christa Thoben beruhigende WorteAdelheid Mueller-Lissner Die Wissenschaftssenatorin verteilte bei ihrem ersten Besuch im Max-Delbrück-Centrum in Buch zunächst reichlich Lob. Das Institut Molekulare Medizin habe sich nicht nur hervorragend in die Berliner Forschungslandschaft integriert.

Bei Ihrem Besuch fand Senatorin Christa Thoben beruhigende WorteAdelheid Mueller-Lissner

Die Wissenschaftssenatorin verteilte bei ihrem ersten Besuch im Max-Delbrück-Centrum in Buch zunächst reichlich Lob. Das Institut Molekulare Medizin habe sich nicht nur hervorragend in die Berliner Forschungslandschaft integriert. Es sei auch Initiator und Motor vielfältiger Projekte und "tragende Säule der mit der Biotechnologie verbundenen Entwicklungen". Wichtiger als das Lob waren den Zuhörern beim diesjährigen Neujahrsempfang aber Christa Thobens Worte zur Zukunft der Forschung in Buch: "Ich möchte Ihnen versichern, dass wir die Gründungsempfehlung des Wissenschaftrates nicht vergessen."

Die Zusicherung könnte für die beiden Bucher Unikliniken existenzielle Bedeutung haben. Denn mit der Neugründung des Max-Delbrück-Centrums nach der Wende war ausdrücklich dessen Auftrag verbunden, eng mit den anderen Forschungseinrichtungen zusammenzuarbeiten. Eine Säule bildet dabei der inzwischen florierende Biotechnologie-Campus, auf dem sich in den letzten Jahren 30 Firmen angesiedelt haben. Dazu kommen die beiden zur Charité gehörenden Kliniken, die auf Krebserkrankungen spezialisierte Robert-Rössle-Klinik und die Franz-Volhard-Klinik für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Pläne des Berliner Senats, dort Betten zu streichen und den geschrumpften Krankenhäusern den universitären Status zu nehmen, beunruhigen die Beschäftigten und die Grundlagenforscher vom Max-Delbrück-Centrum, die den Kontakt zur klinischen Medizin brauchen. Die Transparente, mit denen Mitarbeiter die Senatorin auf dem Weg zur Veranstaltung empfingen, waren entsprechend deutlich: "Buch - Zukunftsmodell für andere - Auslaufmodell für Berlin?" und "Kann man mit Wissenschaftsverzicht Schulden tilgen?"

Auch Detlev Ganten, Leiter des Max-Delbrück-Centrums, machte in seiner Ansprache deutlich, dass er die Pläne für die Kliniken als bedrohlich empfindet. "Deren Fähigkeit, Partner für unsere Forschung zu bleiben, macht uns große Sorgen." Man erkenne, dass im Berliner Gesundheitswesen Einsparungen nötig seien. Doch da die Kliniken ohnehin in private Trägerschaft übergehen, sollten keine anderweitigen Zwischenlösungen vorgesehen werden.

Christa Thoben versicherte, es werde keine Abkehr von dem geben, was für Buch schon verabredet sei. In Anbetracht der dramatischen Situation der Berliner AOK müssten die Maßnahmen aber ein Stück vorgezogen werden. "Wir wollen nicht die Anbindung an die klinische Forschung verhindern." Und sie deutete an, dass die derzeitige Beunruhigung auch durch mangelhafte Weitergabe von Informationen und mangelnde Bereitschaft der anderen Standorte der Charité, Einsparungen auf eigenem Terrain zu akzeptieren, entstanden sein könnte.

Unterstützung des bestehenden Drei-Säulen-Modells hat Buch von Seiten des Bundes zu erwarten, der hier 600 Millionen Mark investiert hat und schon vor einigen Wochen seine Besorgnis über die Pläne des Senats zum Ausdruck brachte. "Wir müssen darauf bestehen, dass das Konzept erhalten bleibt", sagte Wolf-Michael Catenhusen, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesforschungsministerium. Man sei aber bestrebt, "ohne Eingriffe in die Eigenverantwortung der Einrichtungen" eine Art "inhaltlicher Globalsteuerung" vorzunehmen.

Dass sich eine solche Steuerung nicht nur an der wirtschaftlichen Verwertbarkeit der zu erwartenden Ergebnisse orientieren dürfe, betonte der Zellbiologe Werner Franke vom deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg in seinem Vortrag über "Proteine des Zellskeletts". Die Entdeckung, dass Zellen bei gleicher Gestalt Unterschiede auf molekularer Ebene aufweisen und dass bestimmte Veränderungen des Moleküls zu Schäden führen können, hätten in der Diagnostik von Hautkrankheiten entscheidende Fortschritte gebracht. Aber auch Tochtergeschwülste bei einzelnen Krebsarten könnten mit den richtigen Teststoffen genauer erkannt werden. Grundlagenforschung könne durchaus zur Schaffung neuer Arbeitsplätze führen. Die Forscher brauchten dafür jedoch "strukturelle Unterstützung zur Weiterführung eines Grundlagenprojekts bis zur konkreten Anwendung".

Adelheid Mueller-Lissner

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