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Gesundheit: Studentenberg: Weniger Geld für Schulen

Südwesten kündigt großes Programm an

Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger hat ein großes Programm angekündigt, mit dem sein Land den auf die Unis zurollenden Studentenandrang stemmen will. Baden-Württemberg sei dazu aus eigener Kraft in der Lage, selbst wenn ein Investitionsbedarf in Höhe von 30 Prozent der jetzigen Hochschulhaushalte notwendig sei, sagte Oettinger am Donnerstag auf dem Kongress „Hochschule 2012“ in Stuttgart.

15 Prozent, also die Hälfte der benötigten Haushaltsmittel, sollen durch Umschichtung aus öffentlichen Geldern kommen, vor allem aus dem Schulbereich. Denn dort gingen die Schülerzahlen nach 2010 zurück, sagte Oettinger. Außerdem habe Baden-Württemberg jahrelang überdurchschnittlich viel in die Schule investiert. Die anderen 15 Prozent für den Studentenandrang müssten aus privaten Quellen erschlossen werden.

Die Zahl der Studierenden in Deutschland wird nach einer Prognose der Kultusministerkonferenz in den nächsten Jahren von jetzt 1,9 auf 2,7 Millionen steigen. Für Baden-Württemberg geht Oettinger davon aus, dass der Andrang durch die geburtenstarken Jahrgänge nicht bei zwanzig Prozent, sondern bei 30 Prozent liegt. Denn Baden-Württemberg sei für junge Leute, besonders aus dem Osten Deutschlands, ein attraktives Zuwanderungsland geworden.

Weil aber die Gefahr bestehe, dass im Osten bald Hörsäle leer blieben, befürworte er auch im Interesse Baden-Württembergs eine „Entlastungsstrategie“. So sollten Studierende aus Baden-Württemberg für zwei Semester etwa nach Sachsen geschickt werden. Das Land werde Sachsen die Kosten für diese Studienplätze überweisen. Oettinger sagte, wegen der nötigen langfristigen Vorbereitungen auf die neue Studentenwelle müssten die Entscheidungen so rechtzeitig getroffen werden, dass sie bereits im Doppelhaushalt 2007/2008 ihren Niederschlag finden. Baden-Württemberg werde jedenfalls „nicht in Berlin auf den Knien liegen“ und um Bundesmittel „betteln“, sondern die Lösung des Problems autark bewältigen.

Oettinger appellierte an die Wirtschaft, sich nicht nur wie bisher mit Stipendien und Stiftungsprofessuren für die Hochschulen zu engagieren, sondern ganze wirtschaftsnahe Studiengänge zu finanzieren, in den Ingenieur-, Natur- oder Lebenswissenschaften. Denn hier bestehe der größte Bedarf an hochqualifizierten Arbeitskräften. Baden-Württemberg ist das erste Bundesland, das konkrete Finanzpläne für den Studentenberg entwickelt.

Uwe Schlicht

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