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Gesundheit: Studiengebühren: Studierendenvertretungen wollen bundesweit Tausende zu Demonstration mobilisieren

"Das Studienkonten-Modell ist nichts als ein fauler Kompromiss", entrüstet sich die Studentin Kerstin Dräger von der FU. Mit Verärgerung haben sie und viele ihrer Kommilitonen die Beschlüsse der Kultusministerkonferenz von Meiningen aufgenommen.

"Das Studienkonten-Modell ist nichts als ein fauler Kompromiss", entrüstet sich die Studentin Kerstin Dräger von der FU. Mit Verärgerung haben sie und viele ihrer Kommilitonen die Beschlüsse der Kultusministerkonferenz von Meiningen aufgenommen. Die Kultusminister der Länder haben am vergangenen Freitag die grundsätzliche Gebührenfreiheit des Erst-Studiums beschlossen, den Ländern aber die Möglichkeit eingeräumt, Guthaben oder Studienkonten einzuführen. Sie können nun entscheiden, ob Studierende, die diese Guthaben aufbrauchen, für die folgenden Semester zahlen müssen.

Viele Studierendenvertretungen fürchten, dass damit der Weg für allgemeine Studiengebühren geebnet worden ist. Sie wollen Druck auf die Länderregierungen ausüben, bevor der Staatsvertrag ratifiziert ist. Zum Auftakt der Protestveranstaltungen wollen die Asten der Berliner Universitäten und Fachhochschulen am Mittwoch, dem 7. Juni, mindestens 10 000 Studierende zu einer Demonstration mobilisieren. Studenten aus den ostdeutschen Bundesländern, aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen sollen nach Berlin kommen und den Forderungen Nachdruck verleihen. Am gleichen Tag werden auch die Kölner und Stuttgarter Kommilitonen auf die Straße gehen. Koordinator ist das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren.

"Bildung muss für alle Schichten der Gesellschaft zugänglich bleiben", erlärt Tobias Schulze vom AStA der FHTW, auf dessen T-Shirt ein kämpferisches "Ride the Bul Mahn" steht. Bildung dürfe nicht zu einem bloßen Wirtschaftsfaktor verkommen. Die Bildungspolitiker sollten endlich begreifen, dass eine breite Bildung eine tragende Säule der Demokratie sei.

Gerome Wowros, Student an der Humboldt-Uni, findet, dass Studiengebühren der falsche Weg sind, Studienzeiten zu verkürzen. "Man darf den Studenten nicht noch mehr Kosten aufbürden und sie noch mehr arbeiten lassen", sagt er. Statt dessen müssten die Arbeitsbedingungen an den Universitäten verbessert werden, denn oft bekomme überhaupt nur eine begrenzte Zahl von Teilnehmern Zutritt zu bestimmten Seminaren. Außerdem würden häufig zu wenige Exemplare begehrter Lehrbücher in den Bibliotheken liegen.

Die Studenten sind sicher, dass sie langfristig mit ihrer Aktion Erfolg haben werden. "Sonst würden wir hier nicht sitzen", bekräftigt Kerstin Dräger. Die Diskussion um die Studiengebühren werde zur Zeit weltweit geführt. "Das kommt uns zu Gute", sagt Tobias Schulze. Er führt das Beispiel des Uni-Streiks in Mexiko-Stadt an, der nach neun-monatiger Dauer die Einführung von Studiengebühren abwenden konnte. Eine derartig lange Streikaktion könnte an deutschen Unis wohl viele Studenten in Zukunft sehr hohe Gebühren kosten.

Renate Kossmehl

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