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Die Kollektion von Buki Akomolafe ist den modernen Nomaden gewidmet.

© promo

Berliner Nachwuchsdesigner: Geld sammeln und Kleider zeigen

Dreizehn junge Designer sammeln Geld im Internet für eine richtige Modenschau. Damit aus ihnen was wird.

Auf dem Beton zeichnet weißes Klebeband den Laufweg vor. 300 Zuschauer wollen sehen, woran eine Gruppe junger Kreativer in den letzten Monaten intensiv gearbeitet hat.

Das Kollektionskombinat, kurz Koko, besteht aus 13 Studenten der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), die dieses Jahr ihr Studium mit ihrer Bachelorkollektion abgeschlossen haben und mehr für ihre Outfits wollen als zwei Stunden Aufmerksamkeit der Professoren. Deswegen zeigen sie sie in einer selbst organisierten Modenschau. Sie wollen damit einen pompösen Abgang feiern, sagt Simone Klimmeck, eine der Designerinnen. Für ein Modeevent dieser Größe muss alles gut geplant sein; die Abschlusskollektionen sind schließlich die Visitenkarte der Nachwuchsdesigner.

Deshalb ist es den Studenten so wichtig, ihre Stücke nicht nur den eigenen Verwandten zu zeigen, sondern vor allem den Gästen aus der Modebranche, vielleicht ihren zukünftigen Arbeitgebern. Das Projekt eigene Fashionshow startete Koko mit einem Inserat bei startnext.de, einer Onlineplattform, die Crowdfunding betreibt. Menschen mit innovativen Ideen stellen dort ihre Projekte vor, wobei man sieht, wie viel Geld das Projekt benötigt und wie der aktuelle Stand ist. Wem sie gefallen, der kann dafür spenden.

„Wir wollen Papa zeigen, dass das Geld für unsere kreativen Ausflüge gut angelegt war und am Ende mehr drin sein könnte als die Eröffnung einer Änderungsschneiderei“, sagt Simone Klimmeck. Es kamen mehr als 4000 Euro zusammen. Davon konnte der größte Posten des Projektes, die Miete, bezahlt werden. Das HO Berlin an der Jannowitzbrücke war früher mal ein Supermarkt, doch heute Abend ist es ein Spot für stylishes Modepublikum, interessierte Presseleute und viele Helfer, die Koko unterstützen. Ein Aufruf auf Facebook hatte in ein paar Stunden 70 flottgemacht, die halfen, den Abend vorzubereiten. Einen ganzen Tag wurden Goodie Bags gepackt, Einladungslisten erstellt, Getränke eingeräumt und Kleidungsstücke gebügelt.

Die Anspannung der letzten Monate ist nun deutlich zu spüren, alle wuseln herum und können es kaum erwarten, bis sich endlich alles zusammenfügt. Als die Models dann durch die Menge laufen, immer schön entlang der vorgeklebten Markierung, wird klar, wofür hier so hart gearbeitet wurde. Es wird steifer Chiffon, gestepptes Leder und drapiertes PVC gezeigt, jede Kollektion hat eine eigene Titelmusik, einen Titel und eine Geschichte.

Um die Geschichte von Buki Akomolafe zu verstehen, muss man keine komplizierte Kollektionsbeschreibung lesen, sondern einfach nur hinsehen. Fließende Kleider und weite Hosen werden mit grobem Strick und Leder getragen, weiche Oberflächen treffen auf raue Materialien, Sandfarben kombiniert sie mit einem intensiv strahlenden Royalblau. Durch Steppungen und auffälligem Materialmix wirkt ihre Kollektion wie ein Stück Patchwork, das sich aus dem Leben der Designerin in Deutschland und ihren nigerianischen Wurzeln zusammensetzt.

Buki Akomolafe zeigt an diesem Abend ihre ganz eigene Interpretation von modernem Nomadenleben, die sie „Fi ak Fale“ getauft hat, was so viel heißt wie hier und dort. Das Leben zwischen zwei Welten, der Übergang von einer Lebensphase in die nächste. Viel geht den jungen Designern an so einem Abend durch den Kopf, doch nach der Show liegt keine Wehmut in der Luft, sondern Aufbruchstimmung. „Es hat etwas Bittersüßes“, sagt Simone Klimmeck „wir haben die Show lange geplant, viel investiert – und auf einmal ist alles vorbei. Aber ich liebe diese Vorstellung von Vergänglichkeit, etwas, das eben nur für einen Moment lang anhält. Und ich freue mich schon auf das Neue, das Unbekannte.“

Lisa Kober

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