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Wirtschaft: An Peter Müller Anleihe-Analyst der Commerzbank

Noch warten mit Rententiteln

An den Börsen stürzen die Aktien ab. Ist man mit festverzinslichen Wertpapieren jetzt auf der sicheren Seite? Oder gibt es bessere Alternativen?

Ist der Einstieg am Rentenmarkt schon verpasst worden und sollte man nun jeden Zinsanstieg als eine Gelegenheit zum Kauf länger laufender Anleihen nutzen? Um die Antwort vorwegzunehmen: Nein. Wir bleiben bei unserer Meinung von Anfang Juni, dass ein übermäßiges Engagement am langen Marktende noch nicht angebracht erscheint.

Die Renditen am Rentenmarkt sind seit Mitte Juni deutlich zurückgegangen; zehnjährige Bundesanleihen rentieren inzwischen etwa 0,4 Prozentpunkte niedriger als noch vor acht Wochen. Was ist passiert? Enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA haben Zweifel aufkommen lassen, ob sich die Konjunkturerholung in den USA nach den massiven Hilfen von Finanz- und Geldpolitik nun aus eigener Kraft fortsetzen wird. Erschwerend und damit die Bedenken verstärkend kam der unaufhaltsame Anstieg der Ölpreise hinzu. Sorgen, dass der wirtschaftliche Aufschwung schon wieder zu Ende ist, bevor er sich überhaupt etabliert hat, kamen immer mehr auf. In der Eurozone waren – geprägt von der Entwicklung in Deutschland – zudem die Skeptiker noch nie ganz verstummt.

Zwar haben zuletzt die Konjunkturmeldungen etwas enttäuscht und der Anstieg des Ölpreises dämpft die konjunkturelle Dynamik. Nun ist aber nach einem kräftigen Wachstum in der Regel immer mit einer Beruhigung der Entwicklung zu rechnen, ohne dass dies gleich das Ende der Konjunkturerholung bedeutet. Problematischer ist der Anstieg des Ölpreises aufgrund von Unsicherheit zu bewerten, aber ein Vergleich mit den politisch bedingten Ölkrisen in den siebziger und achtziger Jahren ist nicht angebracht.

Wir gehen davon aus, dass die Weltwirtschaft auf Wachstumskurs bleibt und mit einem Straffen der geldpolitischen Zügel durch die Notenbanken zu rechnen ist. Die Zinsen an den Rentenmärkten werden wieder steigen und auf dem inzwischen niedrigeren Zinsniveau ist unsere Empfehlung von Anfang Juni, mit dem Engagement in langen Laufzeiten zu warten, noch mehr angebracht. Die jüngste Entwicklung zeigt aber auch, dass eine Streuung auch bei den Laufzeiten der Anleihen ratsam erscheint.

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An Peter Müller

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