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Wirtschaft: Gerührt, nicht gestampft

Pulver sind praktisch und preisgünstig – beim Geschmack muss man Abstriche machen

Mit 67 Kilogramm Kartoffeln, die ein Deutscher jährlich im Durchschnitt isst, kann man eine Menge machen: Man kann sie frittieren, braten, kochen oder auch pürieren. Doch die wenigsten haben heute noch die Zeit oder Lust, einen Brei aus frisch gekochten Kartoffeln zu stampfen. Dafür gibt es ein riesiges Angebot an Fertigpürees aus der Tüte.

Die Stiftung Warentest hat 24 verschiedene Trockenflocken aus deutschen Supermärkten getestet. „Trotz der großen Auswahl, reichen die hiesigen Fertigpürees nicht an frisch zubereitetes heran“, sagt Birgit Rehlender von der Stiftung Warentest. Das zeigt das Ergebnis: Kein Kartoffelbrei aus deutschen Supermärkten bekam die Bestnote „sehr gut“. Ganze 15 erhielten jedoch ein „gut“. Vier liegen im Mittelfeld, weitere vier sind ausreichend. Ein Produkt fiel sogar durch.

Dem Maggi „Kartoffelpüree flockenlocker“ gaben die Tester ein „mangelhaft“, weil der Bleigrenzwert für geschälte Kartoffeln bei dem Produkt deutlich überschritten war. Blei gilt als potenziell gesundheitsschädigend und darf daher in Lebensmitteln festgelegte Grenzwerte nicht überschreiten. Der Hersteller hat inzwischen reagiert. Die Produkte würden nun stärker kontrolliert als zuvor, sagte eine Sprecherin des Maggi-Mutterkonzerns Nestlé dem Tagesspiegel. Belastete Pürees würden nicht mehr verkauft. Aber auch das zweite Maggi-Produkt im Test, Maggi „Kartoffelpüree komplett“, überzeugte die Tester nicht. Anders als bei herkömmlichen Pürees, muss bei den Komplett-Produkten keine Butter hinzugefügt werden. Maggi wirbt auf der Verpackung mit einem „feinen Buttergeschmack“. Doch davon keine Spur, sagen die Tester. Statt echter Butter werde pflanzliches Fett und qualitativ schlechtes Butteraroma eingesetzt. Fazit: „Lieber selbst frische Milch und ein Stückchen Butter hinzufügen – das ist geschmacklich besser als ein Komplettpüree“, sagt Rehlender.

Selbst für die besser beurteilten Pürees, fällt das sensorische Urteil zum Teil bescheiden aus. In manchen Fällen bemängeln die Tester eine kleistrige, leicht klebrige Textur des fertigen Pürees (Gut & Gerne „Kartoffelpüree Bio“, Bruno Fischer „Püree Bio“), bei anderen Herstellern schmeckt der Brei nach alten, gekochten Kartoffeln (Tip, Lidl).

Die drei getesteten Bio-Pürees fallen durch eine deutliche Würznote eher negativ auf (Bruno Fischer, Gut & Gerne, Bauckhof). Die Erklärung der Stiftung Warentest: Die Bio-Produkte verzichten auf die bei herkömmlichen Trockenflocken verwendeten Zusatzstoffe, wie etwa Emulgatoren und Stabilisatoren. Auszüge von Kräutern und Gewürzen sollen diese Zusatzstoffe teils ersetzen, um das Produkt locker und geschmeidig zu machen. So dient etwa Rosmarinextrakt als natürliches Antioxidationsmittel. „Die ungewöhnliche Würznote verdeckt aber meistens den reinen Kartoffelgeschmack“, sagt Rehlender. Dennoch seien die Produkte ohne Zusatzstoffe für Allergiker und Kinder eher zu empfehlen. Denn Studien deuten an, dass Kinder auf diese Zusatzstoffe besonders sensibel reagieren.

Insgesamt bestechen fast alle Kartoffelbreisorten durch ihren Preis. Zwischen fünf Cent und einem Euro kostet eine Portion Instantpüree – das ist oft weniger, als wenn man selbst stampft.

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