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Wirtschaft: Schaulaufen statt Crosslaufen

DAS TESTURTEIL: 6 von 10 Punkten0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufenDie Marketing-Frau von Reebok hatte gewarnt: „Seriöse Läufer würden sich den Schuh nie kaufen.“ Das technische Wunderwerk aus Amerika, genannt: „The Pump“, sei „absolut auf Optik getrimmt“, eher ein Fashion-Running-Schuh, wie das in der Sprache der Sportschuhbauer heißt.

DAS TESTURTEIL: 6 von 10 Punkten

0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen

Die Marketing-Frau von Reebok hatte gewarnt: „Seriöse Läufer würden sich den Schuh nie kaufen.“ Das technische Wunderwerk aus Amerika, genannt: „The Pump“, sei „absolut auf Optik getrimmt“, eher ein Fashion-Running-Schuh, wie das in der Sprache der Sportschuhbauer heißt. Nach dem einwöchigen Test weiß ich, was sie damit gemeint hat.

Das Erste, was an dem Pump Romulus auffällt, ist (neben der metallic-silber- chlorinblauen Farbe), die Abwesenheit von Schnürsenkeln. Dafür ist am Schaft, da wo fliegende Männchen sonst ihre Düsen haben, ein Ventil mit einem Knopf zum Einstellen. Beim Drehen rattert es ein bisschen, das ist am Anfang ziemlich aufregend, weil nicht ganz klar ist, was passiert. Die Marketing-Frau konnte weiterhelfen: Wenn man mit The Pump durch die Gegend spaziert, pumpt sich der Schuh, der beim ersten Einsteigen noch locker am Fuß herumschlackert, mit jedem Schritt automatisch auf. So lange, bis der Fuß gut sitzt – und manchmal auch ein bisschen mehr. Es ist nämlich gar nicht so einfach, die optimale Füllung herauszufinden. Ist zu viel drin, kann man am Ventil herumdrehen, diesmal in die entgegengesetzte Richtung, und warten, bis die Luft zischend wieder entweicht. Für einen einigermaßen erwachsenen Menschen ist es allerdings ziemlich seltsam, regelmäßig in die Knie zu gehen, um am Schuhventil herumzuschrauben. Guter, alter Schnürsenkel.

Was ich am Anfang nicht wusste: The Pump ist Kult. Die erste Version wurde 1992 auf den US-Markt gebracht, damals aber noch als Basketballstiefel mit langer Zunge. Wer draufdrückte, konnte seinen Schuh aufpumpen wie einen Fahrradschlauch. Obwohl das Original 175 Dollar kostete, was auch damals schon gigantisch viel Geld war, fanden die Kids den Pumpschuh extrem cool. Konkurrent Nike bot später und preisgünstiger seinen „Air“ an, war aber nie so erfolgreich.

Mit dem Pump Romulus (140 Euro) hat Reebok eine Neuauflage herausgebracht, die nicht nur moderner aussieht als der Vorgänger, sondern auch vollautomatisch Luft holt. Wirklich überzeugen konnte das neugierige Blicke auf sich ziehende Hightechwerk aber nicht. Er sieht zwar aus wie ein Laufschuh, mehr aber auch nicht. Die mächtigen Sohlen sind optischer Schnickschnack, mehr was zum Schaulaufen auf der Kastanienallee denn zum Crosslaufen im Gelände. Der Schuh ist weich, stützt kaum, dämpft zu wenig. Dass der Pump sogar gefährlich sein kann, musste ich eines Abends auf einem Barhocker sitzend erfahren: Die Begleitung drehte frech am Schuhventil herum. Es zischte leise. Ich hatte einen Platten.

Maren Peters

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