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Wirtschaft: Sicher im Gleichgewicht

Sitze für hinten beeinträchtigen oft das Fahrverhalten. Nach vorne dürfen aber nur Kinder bis 15 Kilogramm

Es ist wieder so weit: Die Temperaturen steigen und ausgiebige Fahrradtouren stehen an. Wer da sein Kind mitnehmen will und noch keinen passenden Fahrradsitz hat, sollte sich vor dem Kauf gut beraten lassen. Denn zwischen den einzelnen Sitzen gibt es große qualitative Unterschiede, wie der aktuelle Test der Stiftung Warentest zeigt.

15 Sitze hat das Prüfinstitut untersucht und bewertet, zwölf davon sind für die Montage am Gepäckträger bestimmt, drei für den Lenker. Die Tester beurteilten Fahrverhalten, Handhabung, Sicherheit und Eignung für das Kind; zudem prüften sie die Haltbarkeit und ermittelten die Schadstoffe. Das Ergebnis: Nur zwei Sitze erreichen ein „gut“, beides Gepäckträgersitze der Marke „Jockey“. Die meisten Sitze sind durchschnittlich, vier sogar nur „ausreichend“. „Zwei Sitze für vorne verfehlten allerdings nur knapp ein gutes Urteil“, sagt Jürgen Tewes von der Stiftung Warentest. „Hamax Discovery 101“ und „OK Baby Orion“ wurden mit der Gesamtnote 2,6 beurteilt. Das galt auch für die drei Gepäckträgermodelle „Hamax Kiss“, „OK Baby Sirius“ und „Pegasus BC09“. „Beim Sitz von Pegasus hat man mit 50 Euro ein besonders gutes Preis-Leistungsverhältnis“, sagt Tewes.

Doch nicht nur die Qualität und der Preis sind Entscheidungskriterien. Oft stellen sich Eltern die Frage, ob sie lieber einen Sitz für vorne oder für hinten nehmen sollen. „Beide Systeme haben ihre Vor- und ihre Nachteile“, sagt Tester Tewes. Während Eltern ihre Kinder bei den Frontsitzen immer im Blick haben, seien die Kinder hinten besser vor dem Fahrtwind geschützt, erklärt Tewes. Positiv bei den Sitzen für den Gepäckträger sei auch, dass sie meistens höhere Lehnen haben. „Wenn das Kind dort mal einschläft, sitzt es komfortabler“, sagt der Tester.

Aber Sitze für vorn sind nur für Kinder bis zu 15 Kilogramm geeignet. Bei ihnen ist vorteilhaft, dass sich die Vordersitze wegen des günstigen Schwerpunkts auf die Fahrstabilität kaum auswirken. Allerdings erfordern sie vom Fahrer eine etwas unkomfortable, breitbeinige Sitzhaltung. „Das nehmen die meisten Eltern dennoch meistens in Kauf, weil sie ihre Kinder einfach besser sehen können“, sagt Tewes.

Kinder, die mehr als 15 Kilogramm wiegen, müssen nach hinten umziehen. Die bis zu 22 Kilo tragenden hinteren Sitze federn meist an den langen Befestigungsbügeln freischwebend über dem Gepäckträger. „Der entscheidende Nachteil dieser Sitze ist, dass sie einen starken Einfluss auf das Fahrverhalten haben“, sagt Tewes. So können die Sitze kräftig aufschaukeln, etwa wenn sich das Kind hin- und herbewegt.

Es erfordert Übung und Konzentration, sich mit einem so beladenen Fahrrad im Stadtverkehr sicher zu bewegen. „Es ist ratsam, das Fahren mit dem Sitz zu testen, bevor man sich in den regen Verkehr wagt“, sagt Tewes. Besonders heikel wird es, wenn vorn und hinten gleichzeitig Kinder mitfahren. „Das ist zwar nicht verboten, aber wir raten davon ab, zwei Kindersitze anzubringen“, sagt der Tester. „Das Lenken wird deutlich schwieriger.“ Besser sei es, spezielle Fahrradanhänger anzubringen. Die schränkten das Fahren weniger ein und – was mindestens genauso entscheidend sei – hätten bei Crashtests wesentlich besser abgeschnitten als Kindersitze.

Ob sich ein Sitz überhaupt anbringen lässt, hängt vom Design des Fahrrads ab. Wer ein altes Modell besitzt, hat gute Chancen, dass sich der Kindersitz daran ordentlich befestigen lässt. Ein klassisches Holland-, Touren- oder Sportrad bietet sowohl vorn als auch hinten gute Voraussetzungen zur Montage der Kindersitzhalterungen. Die modernen Fahrräder beim Händler lassen junge Eltern dagegen leicht resignieren. Spezielle Designs,Rahmen mit gefedertem Hinterrad oder Alurahmen mit dicken, großen Rohren, die oft nicht einmal rund sind, machen es fast unmöglich, einen Kindersitz anzubringen.

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