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Wirtschaft: Teure Billigangebote Wie Sie mit Ihrem Vermieter abrechnen

Viele Anbieter locken mit vermeintlichen Schnäppchen, aber Verbraucherschützer warnen: Im Kleingedruckten lauern Zusatzkosten

Sie wollen einfach mal raus aus der Stadt und endlich das Umland erkunden, haben aber kein Auto? Sie müssen umziehen, aber Ihre Möbel und Kisten passen nicht in Ihren Pkw? Dann mieten Sie sich doch einfach das passende Fahrzeug. Nie war die Auswahl größer als heute. Denn neben den etablierten großen Firmen mischen seit einiger Zeit auch zahlreiche neue Billiganbieter mit. Sogar Sixt, Avis und die anderen Großen haben eigene Billigableger gegründet. Doch Verbraucherschützer warnen: Viele Low-Cost-Tarife entpuppen sich bei näherem Hinsehen als Mogelpackung.

Rabatte für Frühbucher. Die Automiete sollte man möglichst von langer Hand planen. Denn viele Autovermieter gewähren Frühbuchern Rabatte, während Kurzentschlossene draufzahlen. Beispiel Europcar: Wer mindestens sieben Tage vorher bucht und zwar übers Internet, kann verglichen mit dem Standardtarif rund 20 Prozent sparen.

Tarifwirrwarr. Grundsätzlich gilt: Die Tarife sind unübersichtlich. Was man letztlich für das gewünschte Auto zahlen muss, hängt von vielen Kriterien ab: der Verfügbarkeit des Wagens, dem Buchungszeitpunkt, der Mietdauer, aber auch die Anmietstation und der Wochentag spielen eine Rolle. Hinzu kommen zahlreiche Sonderangebote wie Wochenend- oder Feiertagsspecials, die zwar preislich attraktiv sind, die Übersichtlichkeit jedoch zusätzlich erschweren. Wer auf den Cent genau wissen will, wie viel die Miete kosten wird, sollte den Vermieter nach dem konkreten Gesamtpreis fragen. Denn zusätzlich zum Grundpreis fallen häufig noch weitere Kosten an. Während beispielsweise ein zweiter Fahrer bei Sixt kostenlos ans Steuer darf, zahlt er bei Avis 15 Euro pro Tag.

Vorsicht bei Billigangeboten. Auch bei den Billiganbietern ist Skepsis angebracht. Das Berliner Unternehmen Navicar wirbt beispielsweise mit einem Smart für 99 Cent pro Tag. Doch an dieses Schnäppchen kommen die Kunden selten ran. Erstens gilt der Preis nur an bestimmten Tagen. Und zweitens ist das Billigauto so gut wie immer ausgebucht. „Solche Angebote sind Lockangebote", sagt Falk Murko von der Stiftung Warentest. „Erst bei der Buchung erfährt man, was alles an Kosten auf einen zukommt. Am Ende sind die Preise mitunter höher als bei den etablierten Anbietern", kritisiert der Verbraucherschützer.

Aufschläge bei Low-Cost-Anbietern. In der Regel handelt es sich bei den Preisen um Basispreise, in denen nur Minimalleistungen enthalten sind. „Zusatzleistungen" wie die Vollkaskoversicherung oder die Kosten der Endreinigung werden gesondert berechnet. Außerdem enthalten die Angebote der Billigautovermieter meist nur begrenzte Kilometerleistungen – in der Regel werden 100 Freikilometer pro Tag gewährt. Wer längere Strecken fährt, muss kräftig draufzahlen. Außerdem warnt Murko vor versteckten Kosten im Kleingedruckten, wie beispielsweise Stornogebühren oder Gebühren für eine verspätete Autorückgabe.

Lange Wege. Auch die Buchung kann bei den Billiganbietern beschwerlich sein. Es gibt nur wenige Stationen, hinzu kommen eingeschränkte Öffnungszeiten. Die Möglichkeit, das Auto in der einen Stadt anzumieten und es in einer anderen abzugeben („Einwegmiete“), besteht bei den Low-Cost-Anbietern auch nicht. Außerdem gibt es wenig Auswahl bei den Fahrzeugtypen.

Tipps. Wer ein Auto mieten will, sollte einige Tipps beachten: Lesen Sie den Vertrag aufmerksam durch. Im Kleingedruckten finden sich häufig versteckte Kosten, zum Beispiel Stornogebühren.

Tarife mit begrenzten Freikilometern bieten sich meist nur bei Stadtfahrten an. Wer lange Strecken fahren will, sollte sich vorher genau ausrechnen, wie viel ihn die Zusatzkilometer kosten werden.

Erkundigen Sie sich auch nach Sonderangeboten: Viele Anbieter haben „Feiertags-Specials", „Wochenendtarife" oder andere Schnäppchen im Programm. Manche Anbieter geben Rabatte, wenn über das Internet gebucht wird. Preisnachlässe gibt es meist auch für Mitglieder von Automobilclubs oder Mitarbeiter bestimmter Unternehmen.

Wer das Auto am Flughafen anmietet, zahlt meist 17 Prozent Aufschlag. Manche Firmen verlangen den Aufpreis auch bei Anmietung an Bahnhöfen. Foto: ZB

Wenn Sie ein Auto mieten wollen, sollten Sie auf folgende Punkte achten:

SCHÄDEN PROTOKOLLIEREN

Kratzer oder Beulen am Auto sollten unbedingt im Vertrag vermerkt werden. Andernfalls kann es sein, dass der Vermieter Sie für alte Schäden am Mietwagen haftbar machen möchte.

TACHOSTAND NOTIEREN

Bei Verträgen mit begrenzten Freikilometern wird der Endpreis anhand der gefahrenen Kilometer bei Rückgabe des Mietwagens berechnet. Daher sollten Sie sich bei Fahrtantritt den Kilometerstand notieren.

OSTEUROPA MEIDEN

Einen Trip nach Polen oder Tschechien können Sie sich abschminken. Im Kleingedruckten der Verträge finden Sie eine Liste mit Ländern, die mit dem Mietwagen nicht bereist werden dürfen.

VERSICHERUNGEN PRÜFEN

Achten Sie bei den Angeboten auf den im Preis enthaltenen Versicherungsschutz. Bei einigen Billiganbietern gibt es eine Vollkaskoversicherung inklusive Diebstahlversicherung nur gegen Aufpreis. Meist muss sich der Kunde im Versicherungsfall auf die Zahlung einer Selbstbeteiligung gefasst machen. Deren Höhe ist jedoch von Vermieter zu Vermieter unterschiedlich. Einige Firmen bieten an, den Selbstbehalt gegen Zahlung eines Aufpreises zu reduzieren.

MINDESTALTER BEACHTEN

Wollen mehrere Insassen ans Steuer, sollte dies mit dem Vermieter vorher unbedingt abgesprochen werden. Oft wird der Versicherungsschutz nicht gewährt, wenn ein anderer als der registrierte Fahrer den Wagen lenkt. Wer 18 Jahre alt ist und einen Führerschein besitzt, kann trotzdem bei der Mehrzahl der Vermieter keinen Wagen anmieten. Erkundigen Sie sich bei den Firmen nach dem Mindestalter.

ÜBERS GELD REDEN

Erkundigen Sie sich nach den Bezahlungsmodalitäten. Viele Vermieter verlangen, dass Sie mit Kreditkarte zahlen und eine Kaution hinterlegen.

IM INTERNET BUCHEN

Die Buchung bei Billiganbietern ist fast ausschließlich übers Internet oder über 0190er-Nummern möglich. Wählen Sie im Zweifel die erste Variante, denn die telefonische Buchung geht ins Geld. Die Europcar-Tochter Interrent berechnet beispielsweise zusätzlich drei Euro Bearbeitungsgebühren, wenn der Kunde telefonisch bucht. höl

SABINE HÖLPER

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