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Verbraucher: Lebensmittelindustrie gegen Ampel-Kennzeichnung

Es geht um Fett, Kohlenhydrate und Eiweiß, wenn am heutigen Dienstag der Gesundheitsausschuss des EU-Parlaments über die Lebensmittelkennzeichnung berät.

Berlin - Das Gremium soll über einen Verordnungsentwurf abstimmen, der regelt, welche Nährwertangaben demnächst europaweit auf Verpackungen stehen und wie prominent sie erscheinen.

Die Initiative „Ausgezeichnet informiert“, zu der große Lebensmittelkonzerne wie Kraft, Unilever oder Coca-Cola gehören, hat sich vor der Entscheidung erneut für das GDA-System ausgesprochen, das bereits auf vielen Produkten in Europa verwendet wird. GDA steht für „Guideline Daily Amount“ und gibt die empfohlene Tageszufuhr von Kalorien, Zucker, Fett, gesättigten Fettsäuren und Salz pro Portion an. Grundlage ist der Bedarf einer erwachsenen Frau. „Das System ist bereits weit verbreitet, in Europa wird es von 1400 Unternehmen und 200 Marken verwendet“, sagte Christian Cordes, Sprecher von Coca-Cola Deutschland. 58 Prozent der Deutschen empfänden es als verständlich.

Verbraucherschützer kritisieren GDA in erster Linie wegen der Portionsangaben auf den Produkten. „Je kleiner die Portion, desto kleiner wird natürlich die Prozentangabe und damit der Anteil an der empfohlenen Verzehrsmenge pro Tag. Wie britische Studien gezeigt haben, essen die Menschen durchschnittlich größere Portionen, als die Hersteller ansetzen“, heißt es etwa bei Foodwatch.

Das will die Industrie nun ändern. Gemeinsam mit Politikern, Wissenschaftlern, Medizinern und Verbrauchern wolle man realistische Portionen bestimmen, sagte Silke Trösch, Sprecherin von Kraft Foods Deutschland. „Wir brauchen eine ehrlichere Kennzeichnung.“ Eine Abschaffung der Portionsangaben sei aber falsch, sagte Trösch. Eine Umfrage von TNS Infratest habe ergeben, dass sich 74 Prozent der Verbraucher Angaben in Bezug auf die Portion wünschen.

Die Initiative spricht sich gegen eine Ampel-Kennzeichnung auf Produkten aus. Durch die Ampel würden die Nährwerte auf den Verpackungen rot, gelb und grün hinterlegt, je nachdem ob die Produkte viel, mittel oder wenig Fett, Eiweiß oder Kohlenhydrate enthalten. „Die Ampel ist eine Bewertung. Und rot heißt für viele ungesund“, sagte Jürgen Matern, Leiter der Qualitätssicherung der Metro Group. Durch die Ampel könne es passieren, dass Apfelsaft eine rote Kennzeichnung erhalte, Light-Cola aber eine grüne.

Der EU-Verordnungsentwurf lässt offen, ob die Mitgliedstaaten weitergehende Kennzeichnungen wie etwa eine Ampel einführen. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hat sich jedoch dagegen ausgesprochen. jmi

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