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Verbraucherschutz: Migranten sind oft schlecht beraten

Der Verbraucherschutz für Einwanderer ist mangelhaft. Migranten sind in wichtigen Finanzthemen oft unzureichend informiert. Die Beratung scheitert häufig an den Sprachbarrieren.

Der Berliner Integrationsbeauftragte Günther Piening (SPD) hat eine bessere Beratung für Migranten in den Bereichen Versicherung, Verschuldung und Altersvorsorge gefordert. „Im Finanzbereich passieren die größten Katastrophen“, sagte Piening gestern anlässlich der Vorstellung der Studie „Verbraucherschutz in der Einwanderungsgesellschaft“ in Berlin. Als Beispiel verwies Piening auf betrügerische Finanzanlagen in der Türkei, die nach dem Schneeballsystem funktionieren und bei denen zahlreiche Deutsch-Türken ihre Ersparnisse verloren haben.

Oft seien Migranten nicht über ihre Rechte informiert und scheuten deutsche Behörden. Die Institutionen hätten es lange Zeit versäumt, Mitarbeiter mit Migrationshintergrund einzustellen, um Vertrauen zu schaffen. Dabei sei die Verbraucherkompetenz ein zentraler Faktor der Integration. In Berlin leben 473.000 Ausländer. In der Altersgruppe bis 18 Jahre haben 40 Prozent der Berliner einen Migrationshintergrund.

Sprache als größtes Problem

Die Studie, im Auftrag des Bundesverbands der Verbraucherzentralen erstellt, sieht in Sprachbarrieren das größte Hindernis für eine effiziente Verbraucherberatung von Migranten. Jedoch bestehe hier ein Dilemma. Einerseits erreiche man Migranten, wenn Mitarbeiter von Institutionen in deren Heimatsprache sprächen, andererseits sinke so die Bereitschaft und Notwendigkeit, sich auf die deutsche Sprache einzustellen. Die Hälfte der türkischstämmigen Einwanderer erwarte in wichtigen Fragen wie der Kreditaufnahme eine Beratung auf Türkisch.

In Fragen der Altersversversorge besteht offenbar besonderer Beratungsbedarf. Erfahrungen der Berliner Verbraucherzentrale zeigen, dass Ratsuchende im Extremfall keine Unterlagen besitzen, mit denen sie ihre Rentenansprüche belegen können, oder sie wissen nicht, dass für Schwarzarbeit keine Rente gezahlt wird. Um den Zugang zu Migranten zu verbessern, empfiehlt die Studie den Verbraucherzentralen eine engere Kooperation mit Migrantenverbänden sowie Beratungen direkt in Moscheen und Kindergärten mit hohem Ausländeranteil. awr

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