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Wirtschaft: Vorsicht bei schnellem Geld

Die Banken locken mit billigen Krediten, doch der Kunde muss genau rechnen

„Erfüllen Sie sich einen Weihnachtswunsch: Ihr persönlicher Kredit – nur 5,5 Prozent Zinsen“. Das hört sich verlockend an, doch die Werbung der Banken enthält nicht die ganze Wahrheit. Wer sich die neue Sofaecke oder das Traumauto auf Raten leisten will, braucht viel Zeit und einen Taschenrechner um sich einen genauen Überblick zu verschaffen.

Für die Berechnung der Gebühren gilt der Leitsatz: Je niedriger der effektive Jahreszins ist, umso günstiger ist der Kredit. Die Verbraucherzentralen und die Stiftung Warentest stellen bei ihren regelmäßigen Vergleichen der Konsumentenkredite immer erhebliche Preisunterschiede zwischen den Angeboten der einzelnen Banken fest (siehe Kasten). Zudem: Mit den Angeboten auf dem Papier oder im Internet darf sich der Kunde aber nicht zufrieden geben.

„Viele Kreditnehmer treten als Bittsteller auf“, meint Thomas Dambier, Serviceredakteur bei „Finanztest“. „Das ist aber gar nicht gerechtfertigt. Man sollte immer verhandeln und zu verschiedenen Banken gehen.“ Eine Kontoverbindung bei der Bank müsse nicht vorhanden sein. Für die Filialbanken gelte: Oft gibt es Sonderkonditionen im Internet.

Frank Unger von der Verbraucherzentrale Berlin rät, vor der Kreditaufnahme immer erst einen Kassensturz zu machen. Die Raten müssen über einen längeren Zeitraum aus dem laufenden Einkommen bezahlt werden können. „Wir stellen oft eine schleichende Verschuldung fest“, sagt Unger. „Erst wird der Dispositionskredit auf dem Konto immer voll ausgeschöpft, dann wird auf einen Ratenkredit umgestellt und am Ende steht die Überschuldung.“

Die Tabelle der Stiftung Warentest gibt Auskunft über die durchschnittliche monatliche Belastung, die der Kreditnehmer im Auge haben sollte, denn das ist der Betrag der später jeden Monat von laufenden Einnahmen abgezogen wird. Bei einer Kreditsumme von 10000 Euro und einer Laufzeit von 36 Monaten sind das bei einem Effektivzinssatz von 8,5 Prozent 314 Euro im Monat.

Doch auch wenn die Werbung schnelles Geld verspricht, ganz so einfach ist es nicht seine Kasse aufzufüllen. Die Institute verlangen als Nachweis der Kreditwürdigkeit in der Regel Gehaltsabrechnungen und eine Aufstellung des sonstigen Vermögens. Je nach Verwendungszweck, Kredithöhe oder Bonität des Antragsstellers fordern sie oft zusätzliche Sicherheiten. Bei einer Autofinanzierung muss zum Beispiel oft der KFZ-Brief hinterlegt werden. Im Oktobertest der Verbraucherzentrale Berlin haben immerhin fünf Banken die Kreditkonditionen nach der Bonität der Kunden gestaffelt.

Bei der Citibank zum Beispiel gab es je nach Einkommen unterschiedliche Zinssätze. Ein Kunde mit einem monatlichen Nettogehalt von 1000 Euro muss für einen Dreijahreskredit über 5000 Euro 12,37 Prozent Effektivzins kalkulieren, ein besser Verdienender mit einem Nettoeinkommen über 2500 Euro für den gleichen Kredit nur 6,96 Prozent. „Mit Preisklarheit hat das nichts zu tun“, bemängelt die Verbraucherzentrale. Oft würden die Bonitätskriterien nicht offen gelegt. „Die Banken staffeln nach Berufsgruppe, Wohnbezirk, Einkommen und unterscheiden ob jemand einen befristeten oder unbefristeten Arbeitsvertrag hat“, sagt Verbraucherschützer Unger.

Hintergrund dieser neuen Pedanterie ist eine EU-Richtlinie, die Ende 2006 in Kraft tritt und die von den Banken je nach Risikoklasse ihrer Kunden höhere Eigenkapitalquoten verlangt, bekannt unter dem Kürzel Basel II. „Die Banken sind angehalten, ihre Risiken genauer aufzuschlüsseln“, erklärt Tanja Beller vom Bundesverband Deutscher Banken, dann könnten sie unter Umständen mehr Kredite ausreichen. Zudem hätten die Banken schon immer die Bonität ihrer Kunden überprüft. Mit der neuen Regelung würden Kunden Kredite bekommen können, die vorher vielleicht leer ausgegangen wären. Beller: „Für diese wird es aber dann teurer.“ Denn ist die Bonität schlecht, wird das Ausfallrisiko höher.

Susanne Schmitt

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