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Wirtschaft: Wertvoller Schrott

Immer weniger Batterien kommen zu den Herstellern zurück/Warentester kritisieren geringe Haltbarkeit

Jedes Jahr im Winter geht es wieder los: So manche Autobatterie gibt ihren Geist auf. Eigentlich müssen solche Altbatterien recycelt werden. Doch längst nicht alle gelangen in das offizielle Rücknahmesystem – denn Schrotthändler machen mit den Batterien derzeit gute Geschäfte. Der Grund: Der Weltmarktpreis für das in Batterien enthaltende Blei ist rapide gestiegen. Die Autofahrer selbst können von den hohen Rohstoffpreisen jedoch nicht profitieren: Für sie lohnt sich die Rückgabe der Batterien nur an den offiziellen Sammelstellen. Denn hier gibt es 7,50 Euro Pfand.

Trotzdem funktioniert das Recyclingsystem derzeit nicht richtig. So ist die Rücklaufquote in den vergangenen Jahren merklich gesunken: Während sie im Jahr 2001 noch bei 96 Prozent lag, ging sie nach Angaben des Zentralverbands Elektrotechnik bis 2003 auf 94 Prozent zurück. Bei einem Jahresverkauf an neuen Autobatterien von 8,3 Millionen Stück machen die fehlenden sechs Prozent immerhin rund 500000 Stück aus.

Dabei ist das Rücknahmesystem so organisiert, dass eigentlich nichts schief gehen kann: Verbraucher können Altbatterien jederzeit beim Händler oder Hersteller abgeben – und erhalten dafür ihren Pfand von 7,50 Euro zurück. Beim Batteriewechsel in der Werkstatt geht es sogar noch einfacher: Das Pfand für die neue Batterie wird mit dem für die alte verrechnet. Und trotzdem, bei den Herstellern kommen weniger Altbatterien an, als sie neue verkaufen.

„Wir würden gerne mehr Batterien zurück nehmen“, sagt Martin Macho, Rohstoffeinkäufer beim Batterienhersteller Varta. Schließlich betreibt Varta ein eigenes Recyclingwerk und in Zeiten hoher Rohstoffpreise wie momentan ist die Wiederaufbereitung überaus lohnend. Im vergangenen Jahr ist der Preis für Blei, dem wichtigsten Bestandteil von Batterien, um 48,5 Prozent gestiegen. Derzeit kostet eine Tonne Blei an den internationalen Rohstoffbörsen rund 750 Euro. Der Markt für Altbatterien sei entsprechend heiß umkämpft, berichtet Macho.

Vor allem findige Schrotthändler profitieren von den hohen Bleipreisen. Macho zufolge klappern sie Autowerkstätten ab, auf der Suche nach verwertbaren Batterien. Während Werkstattbesitzer früher froh waren, wenn sie Altbatterien kostenlos entsorgen konnten, erhalten sie heute bei der Weitergabe der Batterien sogar einen kleinen Obulus. „Die Schrotthändler bieten die Batterien dann auf dem heimischen und internationalen Markt an“, erklärt Macho. Bei Verkäufen ins Ausland wird der Wertstoffkreislauf in Deutschland jedoch gestört.

Die Autofahrer selbst können aus den hohen Bleipreisen hingegen kaum Profit schlagen. Denn der Weiterverkauf der Batterien lohnt sich erst ab größeren Mengen. Den Verbrauchern bleibt daher nichts anderes übrig, als ihre Batterien an den offiziellen Rücknahmesystemen der Händler oder Hersteller abzugeben – hier bekommen sie zumindest das Pfand.

Verschärft wird das Problem durch die oft nur kurze Haltbarkeit der Batterien. So schnitten im Test der Stiftung Warentest von 16 Batterien nur drei mit „gut“ ab: Banner, Moll und die Arktis Qualitätsbatterie. Vier hingegen erhielten das Urteil „mangelhaft“: Bären Profi, Eurostart, Eurostar und High Power. Selbst so genannte „wartungsarme“ und sogar „absolut wartungsfreie“ Batterien erfüllen nicht immer, was sie versprechen. Sogar die teuerste Batterie im Test, die Varta Silver Dynamic für 133 Euro, hat nur eine „ausreichende“ Haltbarkeit. Je schneller eine Batterie jedoch ausgewechselt werden muss, desto mehr Blei geht dem Wertstoffkreislauf verloren.

Auch Karsten Kurz, Umweltexperte beim Batteriehersteller Exide, berichtet, dass Autobatterien nicht in die Rücknahmesysteme der Hersteller gelangen. So stelle sein Unternehmen an vielen Verkaufsstellen Sammelcontainer auf, doch oft könnten sie nicht geleert werden. „Die Schrotthändler und andere Entsorger kommen uns offenbar zuvor“, sagt Kurz. „Dabei hätten wir das Blei selbst gerne.“ Er gehe aber davon aus, dass die Batterien in denselben Betrieben recycelt werden, die auch für Exide arbeiten. Auch das Umweltbundesamt wiegelt ab: „Es ist doch egal, ob die Batterien in einer deutschen oder ausländischen Metallhütte landen“, sagt eine Mitarbeiterin.

Die Hersteller haben davon jedoch nichts – zumal ihnen nicht nur die Schrotthändler Sorgen bereiten. Auch manche Verbraucher geben ihre Altbatterien nicht zurück – allerdings weniger wegen der Rohstoffpreise, als vielmehr aus Bequemlichkeit. „In vielen Haushalten stehen noch genug alte Batterien herum“, sagt Macho. So hätten Varta-Lehrlinge vor Kurzem eine Sammelaktion in zahlreichen Privathaushalten gestartet – mit großem Erfolg.

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