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Reinhold Messner

© dpa

Alpiner Streit: Das ist der Gipfel

Ein lange schwelender Zwist zwischen dem Deutschen Alpenverein (DAV) und Reinhold Messner ist eskaliert. Der DAV rief jetzt seine Sektionen zum Boykott von Veranstaltungen des Extrembergsteigers auf.

München - Buchvorstellungen und Multivisionsschauen Messners sollten nicht in Räumen von DAV-Sektionen stattfinden, sagte Bundesgeschäftsführer Thomas Urban. Messner habe den DAV und seine Funktionäre in den vergangenen Jahren massiv angegriffen und ihr Handeln mit dem der Nationalsozialisten verglichen. Messner sagte, nicht er, sondern der Alpenverein habe den Streit zu verantworten. „Das kommentiert sich doch selbst, wenn ein Verein einen selbstbestimmten Bergsteiger ausgrenzt.“ Der Alpenverein stehe in einer „schlimmen Tradition der Ausgrenzung“ und habe in den 1920er und 1930er Jahren Juden sowie die Naturfreunde ausgeschlossen. Der Verein stelle sich nun mit dem Boykott „außerhalb einer demokratischen Welt“: „Warum soll ich nicht mit dem Alpenverein meine Diskussion führen können?“ Der Streit zwischen DAV und Messner hatte bereits bei der Debatte um den Tod von Messners Bruder Günther am Nanga Parbat begonnen. „Damals hat der DAV inhaltlich nicht Stellung genommen“, sagt Urban. Messner hingegen sagt, der DAV habe sich zum Komplizen einer Rufmordkampagne gemacht, gerade weil er nicht Stellung bezogen habe. „Ich habe mich nur gewehrt und werde mich wehren bis zu meinem Lebensende, wenn man mir vorwirft, ich habe meinen Bruder damals allein die Rupalwand hinuntergeschickt.“ Er habe vom DAV dazu eine Klarstellung verlangt – der DAV habe aber trotz Zusage nicht Position bezogen. Letzter Auslöser für die Eskalation war jetzt ein Beitrag in dem Alpenvereins-Jahrbuch „Berg 2009“, in dem die Autoren an Extrembergsteiger und Spitzenkletterer appellieren, beim Umweltschutz bessere Vorbilder zu sein. „Man muss die Leithammel in die richtige Richtung lenken, dann läuft die Herde hinterher“, heißt es in dem Artikel. Messner konterte im Magazin „Bergsteiger“, die Betreffenden könnten sich auch weigern, Leithammel oder Schafe zu sein. Der DAV habe sich geoutet als das, was er immer schon sein wollte: „die Avantgarde Vorgestriger“. Dies seien „nicht selbstbestimmte Bergsteiger“, eher die „jungen Erben eines totalitären Vereinsverständnisses“.

„Es ist natürlich nicht nur der Artikel“, betonte Urban. „Messner hat uns bei verschiedensten Gelegenheiten sehr persönlich angegriffen.“ Der Vorwurf, DAV-Präsident Heinz Röhle und Urban wüssten nicht, wo die Berge stünden, sei nur eine Geringfügigkeit. „Aber wenn wir mit dem Handeln der Nationalsozialisten in den 1930er Jahren verglichen werden, ist das eine andere Qualität.“ Dass der Alpenverein damals viel Schuld auf sich geladen habe, sei keine Frage. Der Verein habe aber viel getan, die Vergangenheit offen aufzuarbeiten. „Wir haben keine Lust, uns permanent mit diesen Dingen an den Karren fahren zu lassen“ – jedenfalls nicht bei Veranstaltungen Messners in den DAV-eigenen Räumen. dpa

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