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Panorama: Am Hinterrad der Rowdys

Freiburger Polizisten jagen Radfahrer

Freiburg - Behelmt und in einem grünen Radlerdress mit Polizei-Schriftzug stehen sie startbereit unter einem Baum. Die an den Rädern der zwei Polizeibeamten befestigten Kameraaugen haben eine ampelgeregelte Kreuzung mitten in Freiburg im Visier und zeichnen jede Verkehrsbewegung auf. Es wird rot, die ersten Radfahrer bremsen. Doch eine junge Frau überrollt mit wehenden Haaren die Haltelinie und biegt in eine Nebenstraße ein. 50 Meter hinter ihr steigen die beiden Gesetzeshüter in die Pedale. Nach einem Sprint wird die Verkehrssünderin gestoppt.

Seit Herbst geht die Polizei in der Radfahrer-Hochburg Freiburg mit einem „Videofahrrad“ auf Jagd nach Verkehrssündern unter den Radfahrern. Mit dem Pilotprojekt nimmt sie eine bundesweite Vorreiterrolle ein. „Wissen Sie, warum wir Sie anhalten?“, lautet die Frage von Polizeihauptmeister Rudolf Finkbeiner. So will er „die Luft aus der Situation“ nehmen, wie er erklärt. Die Studentin ist völlig überrumpelt. „Wir können es Ihnen auch vorspielen“, sagt Kollege Steven Mahr mit Hinweis auf das Aufnahmegerät auf dem Gepäckträger des Polizeifahrrads. Die Studentin winkt ab: „Ich weiß, was ich falsch gemacht habe.“ 87,50 Euro kostet sie der Leichtsinn. Führerscheininhaber bekommen zusätzlich einen Punkt in Flensburg aufgebrummt. An einer anderen Kreuzung beobachten die Polizisten noch mehr Verstöße: Dort wird gegen die Fahrtrichtung oder einhändig mit einem Handy am Ohr geradelt. Und ein Radler fährt ungeniert bei Rot über die Fußgängerampel – alles Verstöße, die ein Verwarnungsgeld zwischen 5 und 25 Euro nach sich ziehen. Doch die Polizisten belassen es hier bei mündlichen Belehrungen. Nicht bestrafen, aufklären sei ihr erstes Ziel. Manche sehen die verstärkten Polizeikontrollen als Einschnitt in ihre persönliche Freiheit oder machen eine fahrradfeindliche Verkehrsführung für ihre Verstöße verantwortlich. Viele Radler in Freiburg glauben, Sonderrechte zu genießen. Bürgerbeschwerden und der hohe Anteil von Radfahrern an Unfällen zwangen die Polizei, diesen Weg zu gehen. 2006 wurden in Freiburg 550 Radunfälle bekannt. Ein Todesopfer forderten die Fahrradunfälle 2006, zwei waren es 2005. ddp

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