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Angst vor Cholera: Gewalttätige Proteste in Haiti

Demonstranten werfen Steine, die Polizei setzt Tränengas ein: Die gewalttätigen Proteste gegen die Vereinten Nationen angesichts der Cholera in Haiti haben nun auch auf die Hauptstadt Port-au-Prince übergegriffen.

Am Präsidentenpalast warfen Demonstranten nach Augenzeugenberichten mit Steinen auf UN-Soldaten. Die Polizei ging mit Tränengas gegen die Menge vor, die sich in dem Gebiet rund um den Palast immer wieder neu formierte. Die Proteste hatten am Montag im Norden des von einer Cholera-Epidemie heimgesuchten Landes begonnen. Bislang starben etwa 1100 Menschen an der hochansteckenden Seuche.

Den UN-Blauhelmen wird vorgeworfen, die Cholera aus Nepal eingeschleppt zu haben. Das wurde von der UN-Mission Minustah, die seit 2004 in Haiti stationiert ist, stets zurückgewiesen. Nach einem Bericht der britischen BBC errichten Hunderte Jugendliche Barrikaden aus brennenden Reifen und griffen Fahrzeuge der Minustah an. Dabei hätten sie Slogans gerufen wie "Cholera: Die Minustah hat sie uns gebracht". Vereinzelt seien am Donnerstag auch Schüsse zu hören gewesen.

Wie schon an den Tagen zuvor in Cap Haitien im Norden forderten die Demonstranten den Abzug der Blauhelme. In der zweitgrößten Stadt des Landes waren bei Zusammenstößen in den vergangenen Tagen drei Menschen ums Leben gekommen.

Viele Haitianer sind nach dem verheerenden Erdbeben vom Januar noch immer in einer verzweifelten Lage: So leben rund um den zerstörten Präsidentenpalast in der Hauptstadt Zehntausende von Obdachlosen in Zeltlagern.

Die Cholera war am 19. Oktober in Haiti ausgebrochen, mehr als 18.000 Menschen wurden inzwischen in Krankenhäusern behandelt. Es war der erste Ausbruch seit mehr als 100 Jahren. Wegen dieses Hintergrunds sei die Ausbildung zur Diagnose der Seuche und der Umgang mit Infizierten nicht präsent, sagte ein Vertreter der US-Gesundheitsbehörde CDC.

Nach einer CDC-Mitteilung vom Freitag sind Cholera-Fälle in sieben der zehn Departements und der Hauptstadt aufgetreten. In dem BBC-Bericht hieß es sogar, die Seuche sei mittlerweile in allen zehn Regionen präsent. (dpa)

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