zum Hauptinhalt

Australien: "Die Hölle auf Erden": Mindestens 108 Tote bei Waldbränden

In Australien wüten die verheerendsten Waldbrände seit langer Zeit. Bislang sind in dem Inferno 108 Menschen zu Tode gekommen. Die Feuerwalze frisst sich unbarmherzig voran, Menschen verlassen in Panik ihr Zuhause. Die Feuerwehr hat Verstärkung bei den Streitkräften angefordert.

Im verheerendsten Feuerinferno der jüngeren Geschichte Australiens sind mindestens 108 Menschen ums Leben gekommen. Das berichtete die Nachrichtenagentur AAP am Sonntagabend deutscher Zeit unter Berufung auf die Behörden. "Da draußen tobt die Hölle auf Erden", sagte John Brumby, Ministerpräsident des betroffenen Bundesstaats Victoria.

"Das Ausmaß der Katastrophe übertrifft jede Vorstellung. Einige der Feuer waren einfach nicht zu kontrollieren." Starke Winde und große Hitze um die 45 Grad trieben seit Freitag die Flammenwalze voran. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Todesopfer noch steigt - und die ist jetzt schon ein trauriger Rekord. In den Feuern der vergangenen Tage starben mehr Menschen als bei den Wald- und Buschbränden am "Aschermittwoch" im Jahr 1983, als 75 Menschen umkamen, und am "Schwarzen Freitag" 1939, als 71 Tote gezählt wurden.

Brände teilweise absichtlich gelegt

Ein Arzt vom Alfred Hospital in Melbourne berichtete, die Straßen in den betroffenen Gebieten seien gesäumt von Autos, die in Panik verlassen wurden. In Autowracks wurden verkohlte Leichen entdeckt. "Man wird vermutlich noch zahlreiche Menschen finden, viele von ihnen dürften nicht überlebt haben", sagte der Mediziner. Die rund 400 zum Teil absichtlich gelegten Brände zerstörten 750 Häuser und eine Fläche von 2000 Quadratkilometern; das entspricht etwa der doppelten Fläche von Berlin. 30.000 freiwillige Helfer und 37 Löschflugzeuge kämpften gegen das Feuer. Jetzt sollen die Streitkräfte eingreifen.

Mit 55 Toten waren die meisten Opfer in der Stadt Kinglake zu beklagen. Die Passantin Marie Jones berichtete, in West Kinglake sei ein verbrannter Mann auf sie zugekommen, der seine kleine Tochter im Arm hielt. "Er war so schwer verbrannt, dass seine Haut überall von ihm herabhing, und seine kleine Tochter war auch verbrannt, aber nicht so stark wie ihr Vater", erzählte sie der Zeitung "The Melbourne Age". Der Mann habe sie angefleht: "Schauen Sie, ich habe meine Frau verloren, ich habe meine anderen Kinder verloren, ich brauche Sie, um meine Tochter zu retten." Sie seien dann gemeinsam mit einem Krankenwagen in eine Klinik gefahren.

Marysville fast von der Landkarte verschwunden

Die alte Goldgräberstadt Marysville 130 Kilometer nördlich von Melbourne sei fast von der Landkarte verschwunden, berichteten australische Medien. Von den Häusern der etwa 1000 Einwohner stünde nur noch eine Hand voll. Explodierende Gasflaschen verschärften die Lage. Eine Frau sagte, ihre Heimat sei nicht mehr wiederzuerkennen. Ein 72-Jähriger zeigte sich im Angesicht des Verlustes seines Hab und Guts trotzig: "Ich habe zu Gott gebetet: Lass mir mein Haus. Er hat es mir aus irgendeinem Grund genommen. Ich baue es aber wieder auf."

"Dies ist eine absolute Tragödie für den Bundesstaat und wir glauben, dass die (Opfer-)Zahlen noch höher werden könnten", erklärte der stellvertretende Polizeichef von Victoria, Kieran Walshe. Die Flammen hätten teilweise vier Stockwerke hoch gelodert. Der australische Premierminister Kevin Rudd reiste nach Victoria, um sich selbst ein Bild von den Zerstörungen zu machen.

Feuer schaffen sich ihr eigenes Wetter

Nach Angaben des staatlichen Meteorologen Terry Ryan sind die Feuer so stark, dass sie ihr eigenes Wetter schaffen: "Wir nennen das einen Pyrokumulus." Dabei reißt die heiße Luft Asche mit nach oben. Die entstehenden dunklen Wolken erinnern an einen Gewittersturm.

In Melbourne wurden Temperaturen von 46 Grad gemessen. Der Wind trieb Rauch auch über Australiens größte Stadt Sydney. Dort herrschten an drei aufeinanderfolgenden Tagen Temperaturen von mehr als 40 Grad - ein Hitzerekord. Um weitere mutwillig gelegte Brände zu verhindern, schlossen die Behörden mehrere Nationalparks.

Im Nordosten kämpften die Helfer dagegen nach starken Regenfällen gegen die schwersten Überschwemmungen seit Jahrzehnten. Große Teile von Queensland - rund eine Million Quadratkilometer - waren betroffen. Dutzende Häuser wurden zerstört. Wegen der überfluteten Straßen konnten Rinderherden nicht mehr mit Futter versorgt werden. (mbo/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false